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Großbrand auf russischem Flugzeugträger Admiral Kusnezow

Die Admiral Kusnezow bei einer früheren Fahrt auf See (Archivbild).(Royal Navy/Reddit)
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Der einzige Träger der Russen befindet sich in einer Werft in Murmansk. Angeblich hat sich Diesel im Inneren entzündet, es wurde von einer großen Brandfläche gesprochen.

Auf dem russischen Flugzeugträger Admiral Kusnezow ist am Donnerstagvormittag bei Reparaturarbeiten in einer Werft der nördlichen Hafenstadt Murmansk ein Brand ausgebrochen. Dabei sei mindestens ein Soldat ums Leben gekommen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf das Militär. Zwölf Menschen wurden demnach verletzt, einige von ihnen schwer. Am Abend suchten Rettungskräfte noch nach mindestens zwei Vermissten.

Auf Bildern war zu sehen, wie dichter Rauch über dem Flaggschiff der russischen Marine aufstieg. Den Angaben nach brannte es in einem Raum unter Deck, der für die Stromversorgung vorgesehen ist. Vermutet wurde, dass das Feuer bei Schweißarbeiten ausbrach. Der Agentur Tass zufolge hatten sich zu diesem Zeitpunkt 400 Menschen auf dem Schiff aus Sowjetzeiten befunden. An Bord seien neben der Militärbesatzung auch zivile Spezialisten gewesen, hieß es.

Das Schiff befindet sich seit Monaten wegen Reparaturarbeiten in einer Werft bei Murmansk im Norden Russlands. Wie groß der Schaden ist, blieb zunächst unklar. Experten rechneten damit, dass der Rumpf des Schiffes nicht erheblich beschädigt wurde.

Am Nachmittag hieß es seitens der staatlichen Schiffsbaugesellschaft United Shipbuilding Corporation, dass das Feuer unter Kontrolle sei.

Einem unbestätigten Bericht zufolge wird ein Offizier, der für die Aufsicht über die Überholung des Schiffs zuständig war, vermisst. Er sei bei Ausbruch des Feuers auf der Brücke gewesen.

Die Admiral Kusnezow, benannt nach einem Admiral des Sowjetflotte, ist schon stark angejahrt und seit langem in zweifelhaftem Zustand. Zwar sind viele der aktuell elf großen atomaren US-Flugzeugträger deutlich älter, etwa die USS Nimitz (in Dienst gestellt 1975), Eisenhower (1977) und Vinson (1982), allerdings war schon deren Bauqualität grundsätzlich viel besser und sie wurden stets ordentlich instand gehalten.

Während der Bauarbeiten, die Anfang der 1980er-Jahre begannen, firmierte das Schiff abwechselnd unter mehreren Namen (Riga, Leonid Breschnew, Tiblissi) und erhielt seinen endgültigen Namen 1990. Anfang 1991 wurde der Träger in Dienst gestellt und ist heute mit bis zu 24 Kampfjets und etwa sechs Hubschraubern bestückt. Anders als die Flugzeugträger anderer Staaten, besonders der USA, ist er auch über reine Flugabwehrsysteme hinaus bewaffnet, nämlich mit weitreichenden Anti-Schiff-Raketen sowie Wasserbomben.

Google Maps/Screenshot

Hier ein Link zu GoogleMaps mit der Position der Kusnezow.

Gemäß der russischen Katalogisierung ist die Kusnezow eigentlich auch kein Flugzeugträger, sondern ein „schwerer Flugdeckkreuzer". Das hat einerseits mit dem Gesamtdesign des Schiffs - man beachte die schwere Bewaffnung - zu tun, aber auch mit dem Meerengenvertrag von Montreux von 1936. Der regelt die Durchfahrtsrechte hinsichtlich des Bosporus, des Marmarameers und der Dardanellen, also die Passage zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer, die an sich komplett türkisches Hoheitsgebiet ist. Einer Auslegung seiner Bestimmungen zufolge dürfen Flugzeugträger nicht durchfahren, weshalb die UdSSR derartige Schiffe eben „Flugdeckkreuzer" nannte - die Türken waren mit diesem Kniff einverstanden.

Berüchtigt wegen starker Rauchentwicklung

Die Kusnezow ist der einzige Flugzeugträger Russlands und nicht zuletzt durch die enorme Rauchentwicklung seiner Diesel- bzw. Schwerölmotoren und Dampfturbinen bekannt, weshalb er auf See schon auf ungewöhnlich große Entfernung sichtbar ist.

Reuters

Ende 2016/Anfang 2017 wurden von der Kusnezow aus Angriffe auf Ziele in Syrien geflogen, das war der bisher einzige Kriegseinsatz. Danach kehrte der Kampfverband nach einem Zwischenstopp vor Libyen nach Seweromorsk bzw. Murmansk zurück. Noch 2017 wurde eine Großüberholung begonnen, die bis 2020/2021 dauern und eine Verlängerung der Einsatzfähigkeit um 25 Jahre bringen soll. Während der Arbeiten gab es Unfälle, vor allem im Oktober 2018, als ein 70 Tonnen schwerer Kran auf jenem Trockendock, aus dem die Kusnezow gerade ins Meer auslief, umkippte und ein riesiges Loch ins Flugdeck schlug.

Neubauprogramm kommt nicht hoch

Mehrfach wurden Stimmen laut, den Träger doch zu verschrotten, allerdings haben Pläne, neue Flugzeugträger zu bauen, auch solche mit Atomantrieb, bisher nicht richtig Fahrt aufgenommen und könnten auch nicht so recht in die russische Marinestrategie passen. Berichten aus Schifffahrtskreisen zufolge sind etwa 50 „Defekte" zu reparieren, man will etwa die Dampfkessel, Pumpen, Turbinen, Radars, elektrischen Anlagen und Kommando/Kontrollsysteme komplett ersetzen, die Kosten werden mit umgerechnet einer Milliarde US-Dollar angegeben, wobei die Ausgaben für den Bau spezieller Werftanlagen nicht eingerechnet sind.

Christopher Michel/CC BY 2.0

(ag./wg)

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