Russland weist nun seinerseits zwei deutsche Diplomaten aus, belastet das georgische Mordopfer – und verstrickt sich in Widersprüche.
Moskau. Als die schwarze Limousine des deutschen Botschafters Géza Andreas von Geyr am Donnerstag Vormittag vor dem russischen Außenministerium hielt, wusste er bereits, was ihn erwarten würde. Geyr, der sein Amt erst unlängst angetreten hat, wurde mitgeteilt, dass zwei deutsche Diplomaten vor der Ausweisung stünden. Sie haben sieben Tage Zeit, um das Land zu verlassen. Das Moskauer Außenamt reagierte damit auf die Ausweisung zweier russischer Diplomaten in der Vorwoche. Und Berlin? Hielt sich kurz: Die Ausweisung sie das „falsche Signal und ungerechtfertigt“.
Die russische Reaktion war allgemein erwartet worden. Auch Präsident Wladimir Putin hatte zu Wochenbeginn auf dem Ukraine-Gipfel bestätigt, dass Russland eine spiegelgleiche Antwort vorbereite. Moskau ließ sich mit dem Schritt einige Tage Zeit – wohl um den Ablauf des Pariser Gipfeltreffens nicht unnötig zu belasten. Damit endet aber die diplomatische Vorsicht. Der Kreml holte gestern zum rhetorischen Gegenangriff aus.
„Im Auftrag staatlicher Stellen“
Auslöser für die Krise zwischen Berlin und Moskau ist der Mord an einem Georgier mit tschetschenischen Wurzeln im August in der deutschen Hauptstadt. Der in dem Fall ermittelnde deutsche Generalbundesanwalt geht davon aus, dass das Schussattentat auf Selimchan Changoschwili „im Auftrag von staatlichen Stellen der Russischen Föderation“ erfolgt ist. Der Täter, ein russischer Staatsbürger, sitzt in deutscher U-Haft und schweigt. Ein früherer russischer Haftbefehl gegen ihn war vor einiger Zeit fallen gelassen worden. Dafür war er mit einer neuen Identität ausgestattet worden, deren Echtheit russische Behörden bestätigten.