Börse

Schwaches Jahr für Börsengänge

Alibabas Zweitplatzierung in Hongkong war heuer der zweitgrößte Börsengang.
Alibabas Zweitplatzierung in Hongkong war heuer der zweitgrößte Börsengang.REUTERS
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Heuer wagten weltweit 1115 Unternehmen den Schritt an die Börse, um ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Dank des Mega-Börsengangs von Saudi Aramco fiel das Volumen nur um vier Prozent.

Wien. Der größte Börsengang der bisherigen Geschichte ist dieser Tage in Saudi-Arabien über die Bühne gegangen. Der Ölkonzern Saudi Aramco platzierte 1,5 Prozent seiner Aktien und holte sich dafür 25,6 Mrd. Dollar. Nach zwei Tagen steilen Kursanstiegs wurde das gesamte Unternehmen zwischenzeitlich schon mit zwei Billionen Dollar bewertet und hat damit Apple (1,2 Billionen Dollar) als größtes börsenotiertes Unternehmen abgelöst. Die Aramco-Papiere werden aber vorerst nur in Saudi-Arabien gehandelt.

Uber und Lyft enttäuschten

Sieht man davon ab, war heuer ein eher schwaches Jahr für IPOs (Börsengänge werden auch als Initial Public Offerings bezeichnet). Wie eine Untersuchung der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY zeigt, ist die Zahl der Börsengänge weltweit um 19 Prozent auf 1115 gefallen. Das Volumen sank um vier Prozent auf 198 Mrd. Dollar.

„Der IPO-Markt hatte in diesem Jahr mit Gegenwind zu kämpfen“, berichtet Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Trotz einer eigentlich guten Entwicklung an den Aktienmärkten hielten sich viele potenzielle IPO-Kandidaten zurück.“ Der Experte sieht dafür mehrere Gründe: die Sorge vor schlechten Nachrichten, eine relativ hohe Volatilität, aber auch abgesagte Börsengänge. Für das kommende Jahr ist er vorsichtig optimistisch: „Im Markt herrscht die Erwartung, dass im kommenden Jahr klarer wird, in welche Richtung sich die Weltwirtschaft bewegt. Vor allem die Hoffnung auf ein Ende des chinesisch-amerikanischen Handelsstreits könnte den Markt beflügeln.“

Die stärksten Einbußen gab es in Europa. Auch in den USA gab es Rückgänge, China (inklusive Hongkong) konnte hingegen zulegen: Eine weitere Mega-Transaktion des vergangenen Jahrs war die Zweitnotierung des chinesischen Onlinehändlers Alibaba in Hongkong, die 12,9 Mrd. Dollar einbrachte. In New York wird Alibaba bereits seit 2014 gehandelt, fünf Jahre lang konnte es den Rekord des größten Börsengangs halten, bis es heuer von Saudi Aramco übertroffen wurde. Im weltweiten Börsenranking liegt Hongkong heuer mit einem Emissionsvolumen von 38 Milliarden Dollar auf dem ersten Platz, gefolgt von der US-Technologiebörse Nasdaq (27 Milliarden Dollar).

Und mit 263 Börsengängen und einem Gesamtemissionsvolumen von 63 Mrd. Dollar war der Technologiesektor die aktivste Branche. Dazu zählen etwa auch die Börsengänge der beiden großen US-Fahrtendienstvermittler Uber und Lyft. Uber hat sich im Mai 8,1 Mrd. Dollar geholt und ist beim Börsengang mit 80 Mrd. Dollar bewertet worden, was bereits als Enttäuschung gegolten hat. Seitdem hat das Papier des Milliardenverluste schreibenden Unternehmens ein Drittel seines Werts einbüßt. Dem Konkurrenten Lyft erging es nicht viel besser.

Drei IPOs in Wien

Die Wiener Börse hatte ein verhältnismäßig starkes Jahr, zumindest, was die Zahl der Börsengänge betrifft: Gleich drei Unternehmen zogen in den ATX Prime ein (dieser umfasst zusätzlich zu den 20 ATX-Werten noch 19 weitere Titel). Dabei handelte sich um das Biotech-Unternehmen Marinomed, den Anbieter von Kommunikationssystemen Frequentis und die Addiko Bank, das Balkangeschäft der Hypo Alpe Adria.

Auch in Frankfurt hat es drei Börsengänge im Prime Standard gegeben, was dort das schwächste Jahr seit der Finanzkrise bedeutet: Der größte war der der Softwarefirma Teamviewer (zwei Mrd. Euro), gefolgt von der VW-Lkw-Tochter Traton und dem Modehändler Global Fashion Group. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2019)

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