Konzerthaus

Eine Oktave höher frohlockt es sich besser

Ton Koopman  (Archivbild).
Ton Koopman (Archivbild).imago images/Xinhua
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Bachs Weihnachtsoratorium unter Koopman, auf zwei Abende verteilt: intime Details, wenig Größe.

Darauf hätte Johann Sebastian Bach auch selber kommen können, dachten dieser Tage im Konzerthaus wohl einige überraschte Musikfreunde, die mit Bachs Weihnachtsoratorium eng vertraut sind. Dessen Eröffnungschor basiert ja auf dem entsprechenden Satz der Kantate „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!“, einem 1733 entstandenen Gelegenheitswerk zum Geburtstag der Habsburgerin Maria Josepha, durch ihre Ehe mit Friedrich August II. sächsische Kurfürstin und Königin Polens. Im Jahr darauf hat Bach gleich mehrere Sätze daraus für die erste der sechs Kantaten zu den Feiertagen zwischen 25. Dezember bis 6. Jänner wiederverwertet, aus denen das Weihnachtsoratorium besteht – ein übliches Verfahren jener Zeit, die zwischen weltlicher und geistlicher Musik, Herrscher- und Gotteslob keinen strikten Trennstrich zog.

Aus dem Originaltext erklären sich völlig logisch die prunkvollen Soli der erwähnten Instrumente gleich zu Beginn. Aber warum sollte der Chorsopran deshalb auch seinen Weihnachtsjubel „Jauchzet, frohlocket!“ zusammen mit dem Alt in paukenähnlicher Tiefe beginnen? Bei Ton Koopman erstrahlt deshalb dieser erste Einsatz der Frohbotschaft im Sopran eine Oktave höher, was gleich viel besser zum neuen Text passt. Eine willkürliche Änderung? Nein: Denn siehe da, Bachs Autograf verrät, dass die Nachbesserung ohnehin von ihm stammt. Sie wird nur kaum je beachtet.

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