Stilfigur

Winterweiß mit Foscarini

"White Light" von Foscarini
"White Light" von Foscarini Beigestellt
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Warum wünscht man sich zu Weihnachten meist das Wünschenswerte? Nicht etwa das Notwendige, das Praktische, das Unvermeidliche?

Weiße Weihnachten. Das wird sowieso nichts. Aber weiß sollte Weihnachten ja auch nur draußen sein. Gelben Schnee dagegen nimmt man nicht so gern zum Schneemannbauen. Drinnen in der Stube kann es dafür ruhig so gelb und so warm werden wie das Feuer im Kamin. Auch von der Farbtemperatur des Lichts her. Manchmal passt natürlich Weiß auch in etwas subtilere Farbkonzepte, dann darf man wie der Hersteller Foscarini die Form der Glühbirne mal in Weiß zelebrieren („White Light“, Bild oben). Aber Gelbtöne bleiben die Farben des Vertrauens, wenn man nichts mehr anderes vorhat, als dem Vanillezucker dabei zuzusehen, wie er auf den Kipferln ruht, und sich dabei denkt: „Apropos ruhen . . .“ Ansonsten schalten die meisten Räume gern auf Weiß.

In Werkstätten und Büros, damit man es bis zum Feierabend schafft. In Geschäften, damit auch das Vergilbte und Gelbliche noch irgendwie frisch wirkt. Und das Wetter taucht auch die Landschaft im Winter in die Stimmungslage „Tiefkühltruhe“. Und wo noch nicht, da ­helfen unbeholfene Lichtgestalter mit, die einfach vor die Tür oder ins Fenster hängen, was der Ein-Euro-Shop eben so als Lichtquelle verkauft hat. Das Schöne am frühen Dunkel des Tages: Man kann neugierig durch die Straßen gehen und in die beleuchteten Fenster schauen. Und sich vorstellen, was dort gerade passiert. Wahrscheinlich wird gerade gebacken, die Wunschliste ans Christkind geschrieben, Netflix gestreamt. Andererseits, von der Lichtstimmung her, könnten in vielen Wohnungen gerade auch Frösche seziert werden. So heimelig strahlt es hinaus auf die Straße.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 06.12.2019)

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