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Wenn das Geld einen Roman schreibt

Ernst-Wilhelm Händlers „Das Geld spricht“: erstaunliche Einblicke in die bizarre Wirklichkeit der internationalen Finanzwirtschaft.

Wenn in den vergangenen Jahren nach der Möglichkeit eines belletristischen Werks die Rede war, das aktuelle Fragen der Ökonomie zum Thema hat, wurde Ernst-Wilhelm Händler an erster Stelle genannt. Der Titel seines jüngsten Romans lässt sofort erkennen, dass er gewillt ist, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen: „Das Geld spricht“. Entsprechend treten von Beginn an nicht Menschen mit Eigennamen auf, sondern Typen: „Der Banker“, „der Gründer“. Der Gründer kommt aus den USA, der Banker ist Deutscher. Es geht um eine halbe Milliarde Dollar. In Händlers Roman wird groß gedacht.

Der Roman folgt im Präsens abwechselnd dem Gründer und dem Banker, ihren Gedanken, ihren Beobachtungen. Dialoge sind knapp, fragmentarisch, unerheblich. Zwischendurch gibt es Passagen in Ich-Form. Das Geld spricht. Es sagt: „Früher hatten die Menschen eine Seele, weil die Menschen einander immerzu gesagt haben, sie hätten eine Seele. Heute nehmen die meisten Menschen das Wort nur in den Mund, um mich anzuklagen, ich hätte ihnen die Seele genommen. Die Menschen haben keine Seele, wenn sie sich das nicht gegenseitig bestätigen. Ich implantiere keine Seelen, und ich kann Seelen keine Substanz geben. Ich interessiere mich nicht für Hi-Fi-Anlagen und Uhren mit möglichst vielen Komplikationen. Das muss schon von den Menschen kommen. Aber ich helfe den Menschen, ihren Seelen eine vernünftige Gestalt zu geben.“

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