Künstliche Intelligenz

China: Ein Aufstand gegen Gesichtserkennung

In einem Brandbrief reagiert eine chinesische Professorin auf den Plan der Pekinger U-Bahn, Kameras mit Gesichtserkennung einzuführen. Der Protest beweist: Chinesen ist Überwachung alles andere als egal.

Peking/Wien. Wie ein Dieb, eine böse Macht fühle sie sich. Wie eine Person, der nicht zu trauen sei. Sie habe das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen. Und das, obwohl sie eine gesetzestreue Bürgerin sei, engagiert in ihrem Job, und eine, die in Eintracht mit anderen lebe. „Ich weiß nicht, warum man sich vor mir schützen sollte?“, fragte Lao Dongyuan, eine Rechtsprofessorin der Pekinger Qinghua-Universität, jüngst in einem Kommentar auf der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat.

Es waren ungewöhnlich kritische Worte, die da ihren Weg in die chinesische Öffentlichkeit, vorbei an der Zensur, fanden: „Wenn diese Gesellschaft nicht bereits in einem Zustand der Verfolgung und Paranoia versunken ist, sollten wir (. . .) aufhören, bevor es zu spät ist. Das hysterische Streben nach Sicherheit hat überhaupt keine Sicherheit, sondern völlige Unterdrückung und Panik gebracht.“

Mit ihrem Brandbrief kommentierte die Juristin Pläne der Pekinger U-Bahn, Kameras mit Gesichtserkennungstechnik einzusetzen: Jedes Gesicht soll beim Eingang zur U-Bahn-Station gescannt und der Passagier später auf verschiedene Sicherheitsschleusen verteilt werden. Für jeden Kunden will der Transportbetrieb ein „Kreditsystem“ schaffen. Personen, die auf einer weißen Liste stehen, dürfen die Kontrollen schneller passieren. Passagiere, die nach dem Gesichtsscan eine Art Alarm auslösen, werden genauer kontrolliert. Welche Kriterien Passagiere erfüllen müssen, ist nicht klar. Die Technik solle ermöglichen, die Millionen, die täglich das Pekinger U-Bahn-Netz nutzen, schneller durch die Kontrollen zu schleusen, so die Pekinger Verkehrsbetriebe.

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