Zeitgeschichte

Futter für das kulturelle Vakuum im australischen Exil

Gertrud Bodenwieser lehrte in Sidney Modern Dance.
Gertrud Bodenwieser lehrte in Sidney Modern Dance. (c) Löwy, Franz / ÖNB-Bildarchiv / (Löwy, Franz)
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Österreichische Kriegsvertriebene verantworteten in den 1940er-Jahren einen enormen Wissenstransfer von den Kulturzentren Europas nach Australien. Warum der Transfer von Ideen und Fähigkeiten so gut gelingen konnte, untersuchte der Zeithistoriker Philipp Strobl.

Am 14. Dezember 1938 erreichte Karl Anton Schwarz Australien. Hauptberuflich war der nach dem „Anschluss“ aus Österreich geflüchtete Wiener ein Versicherungsangestellter, in seiner Freizeit ein passionierter Skitourengeher. So kam es, dass Schwarz das Konzept des Österreichischen Alpenvereins nach Australien importierte, wo Skifahren bis dahin nur in exklusiven Kreisen praktiziert wurde. Durch Mitgliedschaften und Schutzhütten baute er eine Infrastruktur auf, die den australischen Skisport und Skitourismus nachhaltig beeinflussen sollte.

Schwarz war kein Einzelfall. Mit wertvollem Bildungskapital im Gepäck starteten viele Kriegsvertriebene in den 1940er-Jahren in Australien unter schwierigsten Bedingungen neu durch. Philipp Strobl (Uni Hildesheim und Uni Innsbruck) hat die Biografien jener aufgearbeitet, die mit ihrem Wissen und ihrem Pioniergeist die dortige Kultur und Wirtschaft prägten. Sie stammten vorwiegend aus dem gutbürgerlichen Milieu, viele davon – Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Ingenieure und Unternehmer – waren hoch qualifiziert. Der Zeithistoriker widmete sich dem Thema von 2016 bis 2019 im Zuge eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts an der Universität Innsbruck und an der Swinburne University of Technology in Melbourne (Australien), um den transnationalen Wissenstransfer sowie die Adaption von Ideen nachvollziehbarer zu machen.

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