Bericht

In Staatsfirmen verdienen Frauen weniger

Rechnungshof prüfte 427 Unternehmen.

Wien. Frauen verdienen weniger als Männer: Das ist nicht nur in der Privatwirtschaft so, sondern auch in Unternehmen mit Beteiligung der öffentlichen Hand. 423 Unternehmen und Einrichtungen des Bundes hat der Rechnungshof (RH) für den „Einkommensbericht 2017 und 2018“ geprüft.

Das Ergebnis ist ernüchternd: In den Vorstands- bzw. Geschäftsführungsetagen stieg zwar der Frauenanteil um rund einen Prozentpunkt auf 21,6 Prozent. Aber die Einkommen weiblicher Vorstände und Geschäftsführerinnen betrugen im Schnitt über alle Branchen hinweg 180.285 Euro. Das sind 79,4 Prozent der Durchschnittsbezüge ihrer männlichen Kollegen (227.179 Euro).

Ein kleiner Lichtblick: Der Trend geht langsam in die richtige Richtung: Die Entlohnung weiblicher Führungskräfte verbesserte sich im Vergleich zur Bezahlung der Männer um einen knappen Prozentpunkt.

Auch in den Aufsichtsratsgremien, wo die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 30 Prozent Frauen überschritten ist, gibt es ein Geschlechtsgefälle: Da kommen weibliche Aufsichtsräte auf 83,5 Prozent der Gagen der Männer. 2016 war die Lücke mit 93,9 Prozent noch deutlich kleiner. Insgesamt werden die staatsnahen Unternehmen von 1754 Aufsichtsräten kontrolliert.

Kritik der Opposition

Für die Oppositionsparteien ist der RH-Bericht ein gefundenes Fressen: „Ein einziger Wahnsinn, was hier aufgeführt wurde“, meinte Neos-Rechnungshofsprecher und Vorsitzender des Rechnungshofausschusses Douglas Hoyos. Neben fragwürdigen Postenbesetzungen habe es die letzte Regierung auch geschafft, das Durchschnittsgehalt von Frauen in Führungspositionen bei Unternehmen des Bundes weiter zu senken.

Für SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek ist die Entwicklung „alarmierend“. Sie forderte ein Lohngesetz nach dem Vorbild Islands: Angelehnt an das Lohn- und Sozialdumpinggesetz sollen Unternehmen sachlich rechtfertigen müssen, wenn Frauen weniger als das ausgewiesene Durchschnittsgehalt verdienen.

Im Schnitt stiegen die Einkommen aller Topmanager in Staatsbetrieben um 3,2 Prozent von 211.400 auf 218.300 Euro. Am besten zahlen Verkehrs- und Logistik- bzw. Lagerunternehmen, also Post, ÖBB, Rail Cargo Austria und die Asfinag mit 377.400 Euro. Die 238.916 Beschäftigten verdienten im Schnitt 55.200 Euro. Da zahlt am besten die Finanz- und Versicherungsbranche. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2019)

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