Muslimische Minderheit

Mesut Özil setzt sich für Uiguren ein – Arsenal distanziert sich

Action Images via Reuters
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Der deutsch-türkische Arsenal-Spieler wirft muslimischen Staaten vor, zu der Unterdrückung der Uiguren im westchinesischen Xinjiang zu schweigen. Sein Verein reagiert umgehend - China ist ein lukrativer Markt.

Der ehemalige Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft, Mesut Özil, hat auf der Kurznachrichtenplattform Twitter Partei für die in China verfolgte Minderheit der muslimischen Uiguren verteidigt. In einem Kommentar prangerte er das Schweigen mehrheitlich islamischer Staaten zu der Situation des Turk-Volkes in der westchinesischen Provinz Xinjiang an.

In einem in türkisch verfassten Beitrag schrieb Özil: „Sie verbrennen ihre Korane, sie schließen ihre Moscheen, sie verbieten ihre Schulen. (...) Männer werden in Lager gesteckt und Familien gezwungen, mit chinesischen Männern zu Leben.“ Während westliche Regierungen und Medien sich für die Belange der Uiguren einsetzten, würden Muslime tatenlos zusehen. "Rückblickend wird nicht an die Folter durch die Tyrannen erinnert werden, sondern an das Schweigen der muslimischen Brüder“, heißt es in dem Beitrag des türkischstämmigen Fußballers. „Wissen sie nicht, dass die Zustimmung zu Verfolgung schon Verfolgung ist?"

Systematische Unterdrückung und Verfolgung

In Xinjiang sind nach Schätzung von Experten mindestens eine Million, wenn nicht sogar mehr als 1,5 Millionen Uiguren in Umerziehungs- und Arbeitslagern interniert. Vor Kurzem an die Öffentlichkeit gelangte geheime Dokumente der Kommunistischen Partei enthüllten wie systematisch die Verfolgung der ethnisch mit den Türken verwandten Minderheit erfolgt. Die Unterlagen zeichnen ein System der gezielten Unterdrückung und engmaschigen Überwachung mit Hilfe von Big Data und Künstlicher Intelligenz. Laut Menschenrechtsorganisationen hausen die Menschen in den Einrichtungen unter den schlimmsten Bedingungen, auch Folter ist üblich.

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Peking spricht hingegen von „Ausbildungszentren“. Erst am Samstag bestritt der chinesische Botschafter in Ankara, Deng Li, dass es sich um Gefängnisse handle. Ein Ziel der Lager sei es, Menschen extremistisches Gedankengut auszutreiben.

Rund elf Millionen Uiguren leben in China, die meisten in Xinjiang. Sie fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen wirtschaftlich, politisch und kulturell unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 hatten die Kommunisten unter Mao Zedong das frühere Ostturkestan China einverleibt. Die Regierung in Peking wirft uigurischen Gruppen nach mehreren blutigen Anschlägen Separatismus und Terrorismus vor. Besonders unter Staats- und Parteichef Xi Jingping dürfte sich den geleakten Dokumenten zufolge das Vorgehen gegen die Uiguren in Xinjiang verschärft haben.

Wegen der Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren brachte das US-Repräsentantenhaus kürzlich einen Gesetzentwurf auf den Weg, der Sanktionen gegen hochrangige chinesische Regierungsvertreter ermöglichen soll. Auch die EU und die Türkei haben den Umgang mit den Uiguren in China zuletzt heftig kritisiert.

Arsenal plant Restaurants in China

Özils Verein, der Londoner Klub Arsenal, distanzierte sich sofort von den Aussagen des Legionärs. Der Verein veröffentlichte ein Statement in sozialen Medien, unter anderem auf der chinesischen Mikro-Blogging-Plattform Weibo. Es handle sich bei dem Kommentar um Özils persönliche Meinung. "Als Fußballverein hat sich Arsenal immer an das Prinzip gehalten, sich nicht in die Politik einzumischen.“

Der britische Erst-Liga-Klub Arsenal ist einer der beliebtesten Fußballvereine in der Volksrepublik. Arsenal hat mehr als fünf Millionen Fans auf der Kurznachrichtenplattform Weibo und plant, Restaurants in China zu eröffnen. China ist der lukrativste Markt für die Premier League: Heuer trat der profitabelste Fernsehvertrag für die höchste Spielklasse im britischen Fußball in Kraft. Umgerechnet 675 Millionen Euro ließ sich die chinesische Streaming-Seite PPTV Senderechte bis 2021 im Jahr 2016 kosten.

Welche Folgen es für Sportvereine haben kann, chinesische Innenpolitik zu kommentieren, zeigte der Fall rund um den NBA-Klub Houston Rockets. Daryl Morey, der Geschäftsführer des Basketballvereins, hatte in einem Tweet die Demokratieproteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong unterstützt. Daraufhin war eine Welle der Empörung in China ausgebrochen, chinesische Sponsoren und Medienpartner wandten sich von dem bei Chinesen stets beliebten NBA-Klub ab.

Özil wegen Erdogan-Verbindungen in Kritik

Es ist nicht das erste Mal, dass Özil mit politischen Statements für Aufsehen sorgt: Seine Unterstützung für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der bei Özils Hochzeit als Trauzeuge fungierte, führte in Deutschland zu heftigen Debatten und schließlich zum Austritt des Legionärs aus der Fußballnationalmannschaft.

APA/AFP/TURKISH PRESIDENTIAL PRE

(me)

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