Warum die Briten ihrem Premierminister Boris Johnson einen riesigen Vertrauensvorschuss gegeben haben. Trotz aller Unzulänglichkeiten.
Der Baumbestand des Sherwood Forest, in dem der Legende nach einst Robin Hood lebte, wäre längst abgeholzt für die Tonnen an Zeitungspapier für Berichte über den Charakter von Boris Johnson. Ein „pathologischer Lügner“ (der konservative Kommentator Peter Oborne), ein „schamloser Opportunist“ (der konservative Ex-EU-Kommissar Chris Patten) und ein „Mann, den jeder liebt, außer jenen, die ihn kennen“ (der konservative Abgeordnete Steve Norris) sei der britische Premier. Dennoch haben ihn seine Landsleute in der Unterhauswahl diese Woche mit der größten Mehrheit seit Margaret Thatcher 1987 ausgestattet.
Johnson zeigte sich nach seinem Triumph besonders um die bisherigen Oppositionswähler bemüht. Er werde „mit Demut“ handeln, hat er versprochen. Als sein Wahlsieg feststand, erschien er vor einem Plakat mit der Aufschrift „Regierung des Volkes“ und rief dazu auf, „den Prozess der Versöhnung zu beginnen“. Seine erste Reise führte ihn gestern, Samstag, in den Norden Englands, wo er als Konservativer die legendäre „Rote Mauer“ an Labourhochburgen nach eigenen Worten „zertrümmert“ hatte.