Walk of Häme

9 Regeln für die Parteigründung

Oder: Warum es sich jedenfalls auszahlt, über Name und Logo einmal zu schlafen.

Eine alte Politikberaterweisheit sagt ja: „Parteien gründen ist nicht schwer, sie zu benennen aber sehr.“ Dabei könnte man sich viele Troubles ersparen, wenn man einige Grundregeln zur Namens- und Logogebung beachtete:

1.) Wenn man eine Partei nach ihrem Gründer benennt, ist es unerlässlich, dass der dann auch an Bord bleibt. Beispiele aus der jüngeren österreichischen Vergangenheit, bei denen die Gallionsfigur die Partei freiwillig (Frank Stronach) oder unfreiwillig (Peter Pilz) verlassen hat, zeigen wie schwer sich so ein Team oder eine Liste danach tut.

2.) Von Abkürzungen, die laut ausgesprochen nichts bedeuten und viele Punkte beim Scrabble bringen, ist generell abzuraten. Außer sie sind gelernt und haben eine lange Tradition wie ÖVP, SPÖ, FPÖ.

3.) Der Buchstabe Ö (im Scrabble mit 8 immerhin nur zwei Punkte weniger Wert als das kaum platzierbare Y) als fixer Bestandteil bei klassischen Parteienbezeichnungen muss bei Neugründungen nicht mehr auf Teufel komm raus integriert werden. Grüne und Neos haben gezeigt, es geht auch ohne gut.

4.) Man sollte den Markenexperten und Designern (nein, man kann das nicht auch schnell vor der PK selber machen) soviel Zeit für Konzeption und Logo geben, wie man braucht, um ein Parteiprogramm zu erstellen. Wenn das allerdings sehr schnell geht („gleiches Programm wie die FPÖ, nur keine Probleme mit Heinz Christian Strache“), bitte Regel 4 vergessen.

5.) Will man Parallelen zu anderen politischen Parteien partout vermeiden (Alternative für Deutschland = AfD, Allianz für Österreich = AfÖ) sollte man den ganzen Namen überdenken und nicht einfach einen Artikel voranstellen.

6.) Die gewählte Abkürzung jedenfalls oft und in verschiedenen Geschwindigkeiten aussprechen um Ähnlichkeiten, mit zum Beispiel Durchfallerkrankungen, zu vermeiden.

7.) Beim Logo auf den Mix von Farben, Schriften und Formen achten (weniger ist mehr). Auch Symbole wie blaue Hakerln nur höchst sparsam einsetzten. Ist man sich nicht ganz sicher, besser weglassen.

8.) Der ausdrückliche Hinweis auf eine Homepage ist im ausgehenden Jahr 2019 nur nötig, wenn es keine Homepage gibt.

9.) Von einer Parteigründung ohne Homepage ist abzuraten.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2019)

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