Song zum Sonntag

Porridge Radio: So klingt die Verbitterung

Porridge Radio: „Lilac“.
Porridge Radio: „Lilac“.(c) beigestellt
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„Rice, Pasta and Other Fillers“ hieß das erste Album von Porridge Radio. Doch diese Band aus Brighton klingt weder kulinarisch noch nach Seebad: Emo-Core nennen manche ihren Stil.

Porridge Radio: „Lilac“. Gewiss, E-Gitarren können elend altväterlich klingen. Aber dieses Schlüsselinstrument der Rockmusik kann auch heute noch einiges, vor allem wenn es sparsam und effizient eingesetzt wird. Etwa am Beginn dieses Songs: Bass und Schlagzeug legen kurz einen schicksalshaften Rhythmus vor, dann schneidet eine verzerrte Gitarre jäh hinein. Dann noch einmal. Dann wird es wieder ruhig, doch es ist klar: Es wird nicht ruhig bleiben. Zu bewegt ist die Sängerin, zu geplagt, zu unbehaglich: „My body's so uncomfortable“, mit dieser Zeile beginnt sie, bald wiederholt sie die Sätze im Stakkato: „I'm stuck“, erklärt sie erst, dann schwört sie: „I'm kind“, gelobt Besserung: „I don't want to get bitter.“ Aber was, sie ist schon bitter, sie steigert sich immer weiter hinein in die Verbitterung, die Stimme beginnt zu kreischen, die Gitarre wütet, ein atonales Taschenorchester brüllt, und ganz plötzlich bricht alles ab. Großes Seelentheater.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.orf.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2019)

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