Interview

Christian Picciolini: „Die Identitären sind angsteinflößend“

Christian Picciolini: „Zum Glück haben mich meine Eltern nie aufgegeben.“
Christian Picciolini: „Zum Glück haben mich meine Eltern nie aufgegeben.“Teresa Crawford / AP / picturedesk
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Mit 14 Jahren trat Christian Picciolini in einem Akt der Rebellion gegen seine Eltern einer rechtsextremen Skinhead-Gruppe bei. Die Macht, die ihm sein kahl rasierter Schädel und seine Stiefel verliehen, berauschte ihn. Mit 16 wurde er Chef der amerikanischen Neo-Nazis. Auszusteigen und sein Leben neu zu ordnen war ein langer Weg. Drohungen erhält er noch heute.

Als 14-Jähriger haben Sie sich einer gewalttätigen Neo-Nazi-Gruppe angeschlossen. Was lief damals in Ihrem Leben schief?

Christian Picciolini: 1987 wurde ich von der ersten Neo-Nazi-Skinhead-Gruppe in den USA angeworben, davor hatte ich ein ganz normales Leben. Meine Eltern waren italienische Einwanderer, die ein kleines Unternehmen führten und sieben Tage die Woche 16 Stunden pro Tag arbeiteten. Ich habe meine Eltern kaum gesehen. Ich war viel allein und habe mich nach ihrer Aufmerksamkeit gesehnt. Dann sprach mich in einer engen Gasse, wo ich einen Joint rauchte, ein Mann an. Er nahm mir den Joint aus dem Mund und sagte: „Das ist, was die Kommunisten und die Juden von dir wollen. Sie wollen dich gefügig machen.“ Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. Aber er war der Erste, der mir zugehört hat. Der Mann war der Chef einer rechtsextremen Skinhead-Gruppe.

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