Auf dem Platz vor dem Bukarester Regierungspalast, Dezember 1989. Aus rumänischen Fahnen schnitt man damals die Insignien der Kommunistendiktatur.

Offene Fragen einer Revolution

Noch 30 Jahre nach dem Umsturz in Rumänien sind Einschusslöcher sichtbar und laufen politische Aufräumarbeiten. Ein Besuch in Timişoara, der „ersten freien Stadt Rumäniens“.

Wenn Traian Orban eine Geschichte erzählt, gebraucht er den ganzen Körper. Er steht auf, stützt sich auf seinen Stock und zeigt vor: „Rumänische Politik geht so – zwei Schritte vor und zwei zurück.“

Der Stock begleitet ihn seit der Revolution. Zwei Kugeln zertrümmerten Orban am 17. Dezember 1989 im Zentrum von Timişoara den Oberschenkel. „Sexy“, sagt der kleine 75-Jährige ironisch, während er die Narben über dem linken Knie präsentiert. Der politisch interessierte Tierarzt hörte vor 30 Jahren viel Radio. In Deutschland, Polen, bei den ungarischen Nachbarn, überall war der Kommunismus kollabiert. Nur in Rumänien wollte Nicolae Ceauşescu nicht gehen.

Ein Pfarrer als Zündfunke. Da hörte Orban von Protesten in Timişoara wegen der Zwangsversetzung des regimekritischen Pfarrers László Tökés. Tags darauf war er unter den Demonstranten. Da ging's schon nicht mehr um die Abschiebung, sondern um den Sturz des 42 Jahre währenden Systems. Als Orban im Spital lag, rief Timişoara sich am 20. Dezember zur „ersten freien Stadt Rumäniens“ aus – noch bevor Ceauşescu in Bukarest ausgebuht, gestürzt und am 25. Dezember hingerichtet wurde.

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