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Klimakonferenz droht zu scheitern

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Der Uno-Klimagipfel in Madrid sollte längst beendet sein, doch die Teilnehmer können sich nicht auf eine Schlusserklärung einigen. Aktivisten sind empört über die „Schande“.

Die UN-Klimakonferenz in Madrid steht vor dem Scheitern. Sowohl Vertreter unterschiedlichster Staaten als auch von Nichtregierungsorganisationen kritisierten die Beschlusstext-Entwürfe, die die chilenische COP-Präsidentschaft nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon vorlegte, als unzureichend. Die Verhandlungen dürften sich in die Nacht hinein ziehen, verlautete aus Verhandlerkreisen. Die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die zu diesen zählt, meinte gegenüber „n-tv“, die Situation sei „ernst“. Die Bremser dürften nicht das letzte Wort haben, insofern sei es auch möglich, dass bis in die Morgenstunden debattiert werde.

Ähnlich Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan. Sie sprach am Samstag von einem „Betrug an den Menschen in aller Welt". Den Ansatz, „den Chile bei diesem Text gewählt hat, zeigt wie es auf die Umweltverschmutzer gehört hat und nicht auf die Menschen", meinte sie. Christoph Bals von Germanwatch schloss nicht aus, dass eine Einigung in Madrid scheitert und die Welt 2020 „einen neuen, ambitionierteren Anlauf" nehmen müsse.

„Können der Welt nicht sagen, dass wir Ambitionen verringern"

Die 25. Weltklimakonferenz hatte eigentlich am Freitagabend enden sollen, stattdessen wurde die ganze Nacht weiter verhandelt. Der Behauptung der COP-Präsidentin und chilenischen Umweltministerin Carolina Schmidt, die neuen Beschlusstexte seien eine für alle annehmbare Lösung, widersprachen am Samstagvormittag zahlreiche Delegierte. „Für die EU ist es unmöglich, diese COP zu verlassen ohne eine Botschaft für starke Ambition", sagte Finnlands Umweltministerin Krista Mikkonen im Namen der EU. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans bekräftigte dies mit einem Twitter: „Wir können der Welt nicht sagen, dass wir unsere Ambitionen verringern", schrieb er.

Auch Vertreter der am wenigsten entwickelten Länder (LDC), der Lateinamerika-Karibik-Gruppe Ailac sowie China forderten im Plenum wegen des Fehlens eines Bekenntnisses zu ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen eine Überarbeitung der Texte. In Anspielung an das diesjährige Motto "Zeit zu handeln" sagte Carlos Fuller vom Bündnis der kleinen Inselstaaten (Aosis): „Das war die COP der Ambition - wir sehen keine Ambition." In den Texten seien alle Bezüge auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen abgeschwächt worden.

Sally Field von Polizei abgeführt

Die US-amerikanische Schauspielerin Sally Field hat indes in Washington mehr Engagement gegen den Klimawandel eingefordert - und wurde dafür abgeführt. „Wir können uns nicht in unseren Komfortzonen, auf unseren Sofas zurücklehnen und uns fragen: Was können wir tun?“, sagte die 73-Jährige bei einer Protestaktion ihrer Kollegin Jane Fonda.

Fonda hatte den Protest mit einer Gruppe von Klimaschutz-Aktivisten unter dem Motto "Fire Drill Fridays" erstmals im Oktober organisiert, um auf die drohenden Folgen des Klimawandels hinzuweisen und die Menschen zum Handeln zu bewegen. Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg habe sie inspiriert. "Fire Drill" bedeutet Brandschutzübung.

Auf einen Blick

Nach Vorstellung der Europäischen Union, kleiner Inselstaaten und vieler anderer Länder soll von dem Treffen in Madrid ein klares Signal ausgehen, dass sich die insgesamt 190 Teilnehmerstaaten zu größeren Anstrengungen bekennen, um den klimaschädlichen Treibhausgasausstoß zu senken. Mehrere Staaten wollen sich jedoch nicht festlegen. Ermutigt sind sie durch das Vorgehen der USA. Präsident Donald Trump hatte im November formell den Rückzug seines Landes aus dem Pariser Abkommen in die Wege geleitet.

(Red./APA/AFP/dpa)

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