Die digitale Weltbibliothek

Gratislektüre als Anreiz zum Kauf weiterer Bücher.

WIEN (sg). 30 Millionen Euro kostet die Digitalisierung der Buchbestände der ÖNB: für die Bibliothek unleistbar, für den Internetkonzern Google ein Klacks. Freilich sind Googles Ziele nicht ganz uneigennützig. Wie aber schlägt man aus einer Bibliothek Profit? Das größte Angebot kostenloser (alter) Bücher soll zum größten Angebot kostenpflichtiger Bücher locken, so die Idee. Bei urheberrechtlich geschützten Werken zeigt Google bloß Auszüge an. Ein Link zum Verlag ermöglicht den Kauf.

Genau hier schneidet Google kräftig mit – besonders, wenn die Bücher vergriffen sind und Google sie entgeltlich zugänglich macht. Eine Idee war sogar, in Buchhandlungen Kunden per Handy Barcodes von Büchern scannen zu lassen, für die sie sich interessieren, und diese dann als E-Book direkt aufs Mobiltelefon zu laden, erzählt Benedikt Föger, Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbandes, der „Presse“. Einig geworden ist sich der Konzern allerdings erst mit Autoren in den USA.

Europas Autoren ausgeklammert

125 Mio. Dollar hat Google dafür gezahlt. Betroffene Autoren erhalten einmalig 60 Dollar und werden an den Umsätzen beteiligt. Europäische Verleger haben gerichtlich erwirkt, dass ihre Werke aus dem Deal ausgeklammert werden, erklärt Föger. Mittlerweile sei man aber wieder in Verhandlung. Google dürfte zuversichtlich sein. Diesen Sommer soll ein eigener Shop für E-Books starten. „Google Editions“ drängt sich zwischen zwei Big Player: Apple hat mit dem iPad einen Shop für digitale Bücher, den iBook Store, gestartet, Amazon ist mit dem Lesegerät „Kindle“ Marktführer. Google könnte den Kampf wieder einmal mit einer schier unglaublichen Datenmenge gewinnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2010)

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