Der Linzer Stahlkonzern senkt zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit sein Gewinnziel und die Dividende. In Deutschland droht ein Stellenabbau, in Österreich derzeit nicht.
Linz/Wien. Der Linzer Stahlkonzern Voestalpine schlittert auf Glatteis. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten senkt der börsennotierte Konzern sein Gewinnziel. „Wir stellen uns auf ein weiteres schwieriges Jahr ein“, sagt Voest-Chef Herbert Eibensteiner.
Das operative Ergebnis werde im laufenden Geschäftsjahr von Einmaleffekten in Höhe von rund 360 Millionen Euro belastet sein. Dabei geht es um 80 Millionen Euro Sanierungskosten. Deutlicher schlagen Sonderabschreibungen in Höhe von 280 Millionen Euro zu Buche, erklärte der Konzern mit mehr als 500 Tochterunternehmen. Im Fokus stehen Wertminderungen bei den heimischen Gesellschaften in Traisen sowie Kindberg und der deutschen Buderus in Wetzlar, aber auch an den zwei Standorten in den USA, Catersville und Texas.
Stellenabbau in Wetzlar
Allein in Texas wurden 175 Millionen Euro abgeschrieben. Der Voest-Chef verweist auf das Auseinanderdriften der Preise von Eisenerz und Schrott. Für das Werk in Catersville werden 40 Millionen abgeschrieben. Dort sei der Personaleinsatz höher als ursprünglich erwartet. Bei Buderus Edelstahl in Wetzlar sei sogar ein Stellenabbau „nicht auszuschließen“, kündigt Eibensteiner an. Dort dürften 200 Mitarbeiter abgebaut werden. In Österreich sind derzeit keine Stellenstreichungen vorgesehen.
Reihe an Hiobsbotschaften
Die Voestalpine kämpft an allen Fronten. Das hatte schon der Gewinneinbruch im November verdeutlicht. Im ersten Halbjahr war der Nettogewinn um 64 Prozent eingebrochen. Auf das fünftgrößte Unternehmen Österreichs prasseln die Hiobsbotschaften nur so ein: weltweite Zollerhebungen, Trumps protektionistische Wirtschaftspolitik, Konjunkturflaute, schwache Automobilindustrie, erhöhte Ansprüche für Klimaschutz und Billigstahl aus China in Europa. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Das Marktumfeld bleibt schwierig. Davon gehen auch Analysten aus. Die größten Unsicherheiten würden von einer sich verlangsamenden europäischen Konjunktur herrühren, gaben die Experten von Goldman Sachs in ihrer Studie im November bekannt.
Der Vorstand hält Maßnahmen, die über die „reine kurzfristig operative Optimierung“ hinausgehen, für erforderlich. „Derzeit laufen mit Hochdruck die Effizienzprogramme“, betont Eibensteiner. Diese sollen heuer Einsparungen von 50 Millionen Euro erzielen. Im kommenden Geschäftsjahr sollen 100 Millionen Euro zum Tragen kommen.
Geringere Dividende
Die Aktionäre sollen nun eine geringere Dividende erhalten. Im Geschäftsjahr 2018/19 bekamen sie noch 1,10 Euro je Aktie. Schon damals war das ein Rückgang von 30 Cent gegenüber dem Vorjahr. Wie viel diesmal zurückgesteckt werden soll, wurde nicht genannt.
Der Vorstand rechnet für das Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende März) mit einem „gerade noch positiven“ Betriebsergebnis (Ebit) sowie einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 1,2 Milliarden Euro. Erst Anfang November hatte das Unternehmen seine Ebitda-Prognose auf etwa 1,3 Milliarden Euro gestutzt, nachdem ursprünglich noch ein Gewinn auf Vorjahresniveau angekündigt wurde. 2018/19 erzielte die Voestalpine noch ein Ebita von rund 1,6 Milliarden Euro.
Am 6. Februar legt der Stahlriese die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Die Aktien reagierten am Montagnachmittag mit einem deutlichen Abschlag, erholten sich dann aber wieder und gingen kaum bewegt aus dem Handel.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2019)