Umweltfreundliches Bauen, eine Errungenschaft unserer Zeit? Eine Architekturgeschichte „von unten“ zeigt, um wie viel besser sich unsere Vorfahren an ihre Umgebung anpassten. Eine Nachhilfe im Zeichen des Klimawandels.
Termiten haben es gut. Sie leben zwar in Gefilden, in denen es nachts um 30 Grad kälter sein kann als am Tag. Aber ihre Bauten garantieren eine konstante Temperatur für ihre Nester. Dafür sorgen die über ihren Höhlen kühn aufragenden, gut isolierten Türme, die als Lüftungsschächte dienen. Natürlich haben die Tiere keine Ahnung von Thermodynamik. Aber das mussten früher auch die Inuit mit ihren wärmenden Iglus oder die Vietnamesen mit ihren trocknenden Pfahlbauten nicht haben.
Sie passten sich nur an die Bedingungen ihrer Umgebung an, mit einfachen, vor Ort verfügbaren Mitteln. Eine Architektur ohne Architekten, die in der Kunstgeschichte nicht vorkommt. Dieses Versäumnis hat der spanische Architekturprofessor und Philosoph Eduardo Prieto nun nachgeholt, mit seiner „Historia medioambiental de la arquitectura“. Seine Umweltgeschichte des Bauens kommt ohne große Namen und Konkurrenz der Stile aus. Nicht um Optik geht es, sondern um nachhaltigen Wohnkomfort. Es ist eine Abrechnung mit ästhetischen Dogmen, die sich universal aufdrängen, und ein Lob der regionalen Vielfalt. Damit steht das Buch quer zum Lauf der Welt.