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China wird Großaktionär bei Daimler

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FILE PHOTO: File photo of Mercedes-Benz logo pictured before company´s annual news conference in Stuttgart(c) REUTERS (Michaela Rehle)
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Der chinesische Daimler-Partner BAIC will größter Aktionär des deutschen Autobauers werden.

Wien. Der chinesische Automobilkonzern BAIC greift bei Daimler nach der Oberhand. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will die staatlich gelenkte Dachgesellschaft des größten Fahrzeugherstellers Chinas ihre Anteile am deutschen Automobilkonzern verdoppeln. Erst im Juli hatte BAIC fünf Prozent an Daimler erworben. Damit dürfte der staatlich kontrollierte Autobauer aus Peking zum größten Einzelaktionär des Stuttgarter Traditionsunternehmens aufsteigen.

Noch ist BAIC-Konkurrent Geely mit 9,69 Prozent der größte Einzelaktionär. Mit der chinesischen Autoschmiede hat Daimler ein Joint Venture für die Produktion des Kleinwagens Smart gegründet. Ab 2022 wird der Stadtflitzer nur noch als Elektroauto und ausschließlich in China für den Weltmarkt produziert. Nun will BAIC den Konkurrenten ausstechen und so seine Position als Daimlers Hauptpartner auf dem weltgrößten Automarkt festigen.

Der Einstieg der Autoschmiede Geely im vergangenen Jahr hatte überrascht. Der Unternehmenschef, Li Shufu, krallte sich über Banken unbemerkt unter dem Radar von Veröffentlichungspflichten auf einen Schlag einen so hohen Anteil. Seitdem gibt es also zwei chinesische Großaktionäre an Daimler, die nun bald zusammen rund 20 Prozent halten könnten.

BAIC ist schon länger Daimlers Hauptpartner in China. In Peking betreibt Daimler sein weltweit größtes Werk gemeinsam mit BAIC.

Chinas Markt wächst

Der Einstieg der chinesischen BAIC wurde noch unter dem einstigen Vorstandsvorsitzenden von Daimler, Dieter Zetsche, im Februar 2013 besiegelt. 625 Millionen Euro investierte Daimler in die Übernahme eines Zwölf-Prozent-Anteils an der Pkw-Sparte der Chinesen – es war das erste Mal, dass ein ausländischer Autobauer einen größeren Anteil an einem staatlichen Hersteller erwarb. Das Ziel der Stuttgarter: Aufholjagd auf dem größten Automobilmarkt der Welt. Dann kamen die Dieselaffäre, die Trendwende zu Elektromotoren und sinkende Absatzzahlen – kurz: die Krise der deutschen Automobilindustrie. Mehr als sechs Jahre später, heuer im Juli, erstand BAIC im Gegenzug fünf Prozent an Daimler.

Mit der Anteilserhöhung von BAIC auf zehn Prozent würde sich Daimler noch enger an den chinesischen Absatzmarkt binden und gleichzeitig ein Gegengewicht zu Geely schaffen. Um auf dem chinesischen Markt erfolgreich zu sein, ist ein erfolgreiches Unternehmen vor Ort als Partner wichtig.

2018 verkaufte BAIC 2,4 Mio. Autos und setzte damit rund 62 Milliarden Euro um. Noch wichtiger dürfte aber das Wissen über Elektromobilität sein. In dem Bereich haben die Schwaben Aufholbedarf, Konkurrenten wie Tesla sind sie technologisch unterlegen. BAIC hingegen hat im vergangenen Jahr weltweit knapp 165.000 Elektroautos abgesetzt. Damit liegt das Unternehmen hinter dem Marktführer Tesla und dem chinesischen Konkurrenten BYD auf Platz drei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2019)

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