Pizzicato

Palmwedler für den Sultan

Abseits der Fußballstadien sorgt Mesut Özil schon längst für mehr Furore als auf dem Rasen.

Am Sonntag schlich Arsenals Nummer zehn im Heimspiel gegen Manchester City, bei einem Stand von 0:3, schon nach knapp einer Stunde vom Platz. Zuvor hatte er mit einer Solidaritätserklärung für die von China drangsalierten muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang eine kleine Staatsaffäre ausgelöst. Das Regime in Peking, zimperlich wie sonst nur Neymar, fühlte sich auf die Füße getreten. Auweh!

„Oh Ostturkestan“, hob Özils Hymne auf Twitter in Anspielung auf den türkischen Terminus für die Provinz an – auf Türkisch, unterlegt mit Halbmond und Stern. Von einer „blutenden Wunde der Umma“, der muslimischen Gemeinschaft, war die Rede. Es war ein Zeugnis der Zivilcourage und eines Engagements, das der deutsch-türkische Filigrantechniker auf dem Feld oft vermissen lässt.

Mit Jogi Löw, Uli Hoeneß und dem DFB hat Özil es sich verscherzt, und mit einem vergoldeten Fußballer-Ausgedinge im Reich der Mitte ist es wohl auch vorbei. Sollte in nicht allzu ferner Zukunft seine Karriere bei Arsenal zu Ende gehen, wird im Palast des Sultans Erdoğan, seines politischen Idols, stets ein Plätzchen für ihn sein. Nicht als Chefdiplomat, aber bei dessen Stammklub Başakşehir, als Haus-und-Hof-Poet auf Instagram und als Palmwedler. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2019)

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