Interview

Litauens Außenminister über Russland: „Neustart klingt für mich verdächtig“

Anfang November übten 4000 Truppen aus elf Nato-Ländern in Litauen.
Anfang November übten 4000 Truppen aus elf Nato-Ländern in Litauen.imago/photothek
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Litauens Außenminister Linkevičius warnt die EU im „Presse“-Gespräch vor Naivität gegenüber den Avancen Russlands und unrealistischen geopolitischen Willensbekundungen.

Brüssel. Die jüngsten Avancen des französischen Präsidenten, Emmanuel Macron, gegenüber Russland haben am Mittwoch eine erfreute Antwort aus dem Kreml erhalten. Außenminister Sergej Lawrow schlug der EU in einem Artikel für die Regierungszeitung „Rossijskaja gaseta“ einen „Neustart“ der Beziehungen vor. Angesichts der neuen EU-Führungsriege gebe es „Anlass, ernsthaft darüber nachzudenken, wer wir füreinander in einer sich rasch verändernden Welt sind“, schrieb Lawrow.

Für den litauischen Außenminister, Linas Linkevičius, sind die seit einigen Monaten deutlich spürbaren Bestrebungen, die Spannungen gegenüber dem Kreml zu verringern, alarmierend. „Neustart klingt für mich verdächtig. Wir sollten da sehr vorsichtig sein“, sagte Linkevičius am Rande des jüngsten EU-Außenministerrates in Brüssel im Gespräch mit der „Presse“. Er verwies auf die Bemühungen der US-Regierung unter dem vormaligen Präsidenten Barack Obama, einen derartigen Neustart mit Moskau zu orchestrieren. Diese Übung erwies sich angesichts des russischen Anschlusses der ukrainischen Krim, angesichts der von Moskau gesteuerten militärischen Eskalation im Osten der Ukraine und vor allem im Lichte der nachweislichen Einmischung des russischen Geheimdienstes in die US-Präsidentenwahlen vor drei Jahren als naiv. „Manchmal sind unsere Nachbarn sehr gerne bereit, den Neustartknopf zu drücken. Es gibt dann aber die Versuchung, nicht nur auf ,Neustart‘ zu drücken, sondern auch auf den Löschknopf.“

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