Im Ermittlungsakt sollen sich Fotos befinden, die ein Detektiv nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos für den Ex.FPÖ-Chef gemacht haben soll. Die Rechnung sei an die Partei gegangen. Strache bestreitet das.
Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache soll nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos an eine freiheitliche Verschwörung gegen ihn geglaubt haben. Deshalb habe er einen Detektiv beauftragt, um unter anderem seinen Parteifreund Johann Gudenus zu bespitzeln, berichtete die "Kronen Zeitung" am Donnerstag. Gudenus, der wie Strache im Ibiza-Video zu sehen ist, soll von Strache wochenlang ausspioniert worden sein.
Auf den Fotos, die nun aus dem - eigentlich als Verschlussakt bekannten - Ermittlungsverfahren ans Licht kamen, ist Gudenus unter anderem beim Einsteigen in seinen Wagen und nach einem Restaurantbesuch mit einem Bekannten zu sehen. Die Überwachungsfotos von Juni wurden laut "Krone" damals bei der Hausdurchsuchung in Straches Klosterneuburger Villa im Zusammenhang mit der Causa Casinos durch die Soko Ibiza sichergestellt.
Dem Bericht zufolge wurde auch Straches Nachfolger als Wiener FPÖ-Chef, Dominik Nepp, bespitzelt. Das Onlinemedium „Oe24“ berichtete mit Verweis auf Ermittlerkreise gar von insgesamt bis zu zehn Personen, denen nachspioniert worden sei, darunter auch Ex-Innenminister Herbert Kickl.
Strache bestreitet Spionage-Vorwürfe
Strache hat sich am Donnerstag gegen die Behauptungen gewehrt. In einer knappen Stellungnahme auf Facebook schrieb er, dass es von ihm keinen Auftrag an einen Detektiv gegeben habe.
"Es gab nach der Aktion des kriminellen Ibiza-Netzwerks engagierte Bürger, welche Hintermänner und Akteure der Ibiza Causa unter Zuhilfenahme von Privat-Detekteien ausfindig machen und zur Aufklärung beitragen wollten", schrieb Strache am Nachmittag in seinem Statement. "Mit manchen war ich in Kontakt und diese teilten ihre Ermittlungsergebnisse mit mir", erklärte Strache den angeblichen Fund von Überwachungsfotos bei einer Razzia in seiner Villa. „Von mir selber gab es jedoch keinen derartigen Auftrag für Ermittlungen und auch definitiv keine Rechnung an die Partei!“ In einem Kommentar zu seinem Posting konkretisierte Strache: "Ich habe keinen Auftrag erteilt und daher auch kein Geld bezahlt."
Obmann Nepp menschlich enttäuscht von Strache
Nepp zeigte sich am Donnerstag frustriert. „Das ist für mich eine große menschliche Enttäuschung. Ich dachte wir wären Freunde gewesen“, schrieb Nepp in einer Stellungnahme auf Facebook. "Meiner Frau ist bereits im Sommer aufgefallen, dass regelmäßig eine Person bei unserer Wohnung herumschleicht und uns ausspioniert", schrieb er weiter. Er habe die Beobachtungen Mitte September bei den Behörden gemeldet, erklärte Nepp. Diese hätten bestätigt, "dass es sich um eine private Überwachungsaktion meiner Person und offenbar auch meiner Familie handelt". Wer dahinter steckte, sei bisher aber unklar: "Seit heute ist offensichtlich, dass wahrscheinlich der ehemalige Parteiobmann Heinz-Christian Strache hinter dieser Aktion steckt", schrieb Nepp.
"Vielleicht hat Strache schon damals die Gründung einer neuen Partei geplant und versucht belastendes Material gegen seine Parteifreunde zu sammeln", suchte der Wiener FPÖ-Chef am Donnerstag nach Erklärungen. "Aber Wie auch immer... Ich beschäftige mich nicht mehr damit", schrieb Nepp und ergänzte: "Das Kapitel Strache ist für die FPÖ geschlossen."
Gudenus' Anwalt versteht Bespitzelung nicht
Dass Ex-FPÖ-Klubobmann Gudenus von Strache bespitzelt worden sein soll, ist für Gudenus' Anwalt Heinz-Dietmar Schimanko nicht nachvollziehbar: Strache sollte mittlerweile erkannt haben, dass Gudenus auf Ibiza selbst Opfer einer Videofalle geworden sei, sagte Schimanko am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal".
Dass Strache argwöhnisch gewesen sei, ist aber auch für den Anwalt verständlich. "Ja, es ist für mich nachvollziehbar, dass Heinz-Christian Strache misstrauisch war - nachdem er Opfer eines so niederträchtigen Angriffs mit irreführend unvollständiger Videoveröffentlichung war," sagte Schimanko in der ORF-Radiosendung.
Hofer: „Ich war not amused“
Norbert Hofer, Straches Nachfolger an der FPÖ-Spitze, bezeichnete die kolportierten Spionage-Aktivitäten am Donnerstag als "seltsam". Er selbst habe nichts davon gewusst, beteuerte er. Auch mit dem Parteiausschluss hätte diese Angelegenheit nichts zu tun, so Hofer. "Ich habe aus der Zeitung davon erfahren und war not amused." Die Rechnung für den Detektiv ging allerdings sehr wohl bei der FPÖ ein.
Er habe nach Bekanntwerden der Spionage-Vorwürfe sofort sämtliche Rechnungen der Partei überprüft, berichtete Hofer am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. "Ja, es ist eine Rechnung für einen Detektiv bei der Partei eingegangen", bestätigte Hofer. "In welcher Höhe sie ist, kann ich hier nicht sagen", meinte er weiter. Die Rechnung sei von der FPÖ jedenfalls noch nicht bezahlt worden, so der FPÖ-Chef. Bei der Bezahlung der angeblichen Spitzel-Aktivitäten des Ex-Parteichefs nimmt Hofer Strache nun selbst in die Pflicht: "Die Rechnung wird an den Auftraggeber weitergeleitet werden", kündigte er an.
>> Bericht der „Kronen Zeitung“
(APA)