Ehemaliges KZ Gusen: Peschorn will "jetzt den nächsten Schritt tun"

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Der Innenminister will die Machbarkeitsstudie über einen Kauf von Grundstücken des einstigen Konzentrationslagers noch ergänzen lassen.

Kommt nun doch Bewegung in die Pläne für einen möglichen Kauf von Grundstücken des einstigen Konzentrationslagers Gusen durch Österreich? „Wir wollen jetzt den nächsten Schritt tun“, sagte Innenminister Wolfgang Peschorn bei einem Besuch der Gedenkstätte am Donnerstag, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) berichten.

Ein Großteil der Grundstücke des früheren KZ ist im Privatbesitz von zwei Familien. Nachdem diese Verkaufsbereitschaft signalisiert hatten, gab das Innenministerium bereits 2018 eine Machbarkeitsstudie als Entscheidungsgrundlage zum weiteren Umgang mit dem Gedenken in Gusen in Auftrag. Diese Studie will Peschorn nun "ergänzen". Gutachter sollen prüfen, ob die Republik Liegenschaften kaufen könne und welchen Wert diese haben. 

„Österreich trägt die Verantwortung dafür"

Anfang Dezember hatte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki Interesse bekundet, Überreste des ehemaligen KZ Gusen zu kaufen. Ziel von Polen sei es, die Erinnerung an die Opfer, darunter viele Polen, zu erhalten. Man lade auch andere Herkunftsländer der Opfer sowie europäische und internationale Institutionen ein, sich dieser Initiative anzuschließen, bekräftige die polnische Botschaft in Wien kürzlich das Kaufinteresse von Warschau. Dazu Peschorn: "Natürlich hat Gusen eine europäische Dimension, aber es ist ein Ort in Österreich, und daher trägt Österreich die Verantwortung dafür."

Zu der durch eine im ZDF ausgestrahlte Doku neu entfachten Diskussion um geheime Nazi-Stollen in Gusen, sagte der Innenminister: "Wir müssen diesen Dingen ganz akribisch nachgehen."

Das Konzentrationslager Gusen war ein Außenlager des KZ Mauthausen. Die Nationalsozialisten hielten dort bis zur Befreiung durch die Alliierten 1945 mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen gefangen, darunter viele Polen. Mehr als die Hälfte der Häftlinge kam zu Tode.

>>> „OÖN"-Bericht

(APA/Red.)

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