Österreich könnte bald von ÖVP und Grünen regiert werden. In ihren jeweiligen Hochburgen liegen sie bei den Stimmen allerdings oft weit auseinander – gleichzeitig eint sie viel: über türkis-grüne Begegnungszonen in Ernstbrunn und Wien Neubau.
Nach Ernstbrunn kommt man, wenn man in Korneuburg bei dem Kreisverkehr mit den Metallschafen und dem Elefantengras die Ausfahrt zwischen Tankstelle und Opel-Händler nimmt. Dann fährt man durch Tresdorf, Harmannsdorf, Karnabrunn, Wetzleinsdorf, Kleinebersdorf, Gebmanns, und dann sieht man schon die Indizien dafür, dass man gleich da ist: zuerst einmal die hohen, grauweißen Türme des Baustoffwerks, dahinter eine Schottergrube, und am Horizont, wie kleine Golfbälle, Radarkugeln des Bundesheers. Dann nimmt die Straße eine Kurve Richtung Westen. Man sieht ein Schloss aus dem dunklen Wald herausragen, während man auf den Hauptplatz von Ernstbrunn fährt.
Die Straße ist schlecht, am Hauptplatz besteht der Fahrbahnbelag aus Asphaltflicken. Das Herz des Weinviertels, sagt man zu der Rund-3200-Einwohner-Gemeinde. Horst Gangl ist hier seit 2013 Bürgermeister. 2017 war er Niederösterreichs Bürgermeister des Jahres. Schon früher war Gangl Amtsleiter in Ernstbrunn, nun verwaltet und gestaltet er in Personalunion. Vor der Gemeinde war er Offizier beim Bundesheer. Ein Banner aus dieser Zeit hängt prominent in seinem Büro, genauso wie zwei Bilder mit Johanna Mikl-Leitner, das eine formell, das andere ungezwungen. Bei der Gemeinderatswahl 2015 erhielt die ÖVP 70,2 Prozent der Ernstbrunner Stimmen. Das Herz des Weinviertels ist tiefschwarz.
Das ist nicht untypisch für Ernstbrunn, wo es bisher nur ÖVP-Bürgermeister gegeben hat. Gangls Fraktion kommt im Gemeinderat auf 17 Mandate. Die Opposition ist de facto bedeutungslos, die FPÖ hat drei, die SPÖ zwei Sitze. Wobei: „Bei uns wird die Gemeindesache immer in den Vordergrund gestellt“, sagt Gangl. „Im Gemeinderat haben wir im Jahr so 390 Tagesordnungspunkte. Und die sind zu 99 Prozent einstimmig.“