Skispringen

Richard Schallert: Einmal um die halbe Welt

Eine der beeindruckendsten Flugrouten im Skisprung-Weltcup: Beim Landeanflug auf Sapporo erstreckt sich die volle Pracht dieser japanischen Millionenstadt.
Eine der beeindruckendsten Flugrouten im Skisprung-Weltcup: Beim Landeanflug auf Sapporo erstreckt sich die volle Pracht dieser japanischen Millionenstadt.(c) KIMIMASA MAYAMA / EPA / pictured (KIMIMASA MAYAMA)
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Seit April arbeitet Richard Schallert in Japan, der Vorarlberger betreut als Angestellter einer Baufirma Skispringer wie Noriaki Kasai und Ryōyū Kobayashi. Am 23. Dezember fliegt er nach Hause – bei diesem Absprung kennt er keine Haltungsnote.

Es gibt Jobs, von denen man nicht einmal zu träumen wagt – und dann plötzlich, dann hat man sie. Genauso ist es dem Vorarlberger Richard Schallert, 55, ergangen, als im vergangenen April sein Telefon läutete. Am Apparat war Noriaki Kasai, Japans Skisprung-Ikone, seit 34 Jahren am Absprung und nach dem unerwarteten Abschied seines Heim-Trainers Janne Väätäinen auf der Suche nach Ersatz.

Sport und Japan, das ist eine ganz andere Angelegenheit als in Europa. Da kümmern sich Firmen um Sportler, sie sind deren Angestellte. Verbände und Funktionäre gibt es zwar, aber nicht in tragenden Funktionen wie in Österreich. Kasai ist zugleich Sportdirektor der Tsuchiya Holdings, einer Immobilienfirma in Sapporo, die sich des Skispringens angenommen hat. Schallert zögerte nicht lang, er sagte sofort zu. Japan statt Ländle, warum nicht.

Nach einem Jahr Pause gab es für den Trainer aus Brand bei Bludenz auch nichts zu überlegen. Er war Teamchef bei Österreichs Nachwuchs, Chefcoach der Russen, der Tschechen – stets im Schatten anderer, weil ruhiger, introvertierter, aber mit der Materie genau so gut, wenn nicht sogar etwas intensiver, vertraut. Österreichs Adlerchef zu sein, das sei nichts für ihn, das habe er stets abgelehnt bzw. ausgeschlossen. Im Ausland aber, ja, da fühle er sich frei für seine Ideen.


Skisprungtrainer einer Baufirma. Schallert legt Wert auf Material, Kondition und Absprung, „vor allem jetzt, bei so kurzen Anlaufspuren. Das ist ein ganz anderes Springen geworden“, sagt er, der heuer bereits fünf Mal in Japan für jeweils zwei, drei Wochen war. Er liebt Land, Leute, Kultur, Stille, „das Essen – Ramen“, nur die extreme Distanz nach Hause, die Zeitverschiebung, die „verfluchte Fliegerei“, die sei eine Pein. Das sagt einer, der sein Geld mit Absprung, Flugphasen und Haltungsnoten verdient.

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