In Wien leben viele Menschen aus den Bundesländern, wann fühlen sie sich hier daheim?
Reportage

Wie wird man zum Wiener?

Wer aus einem Bundesland – oder aus Südtirol – nach Wien kommt, wird nicht automatisch zum Wiener. Das dauert, manchmal sogar recht lange, und manche schaffen es gar nicht. Einschlägige Erfahrungsberichte von zugewanderten „Presse“-Redakteuren.

Es war ein schleichender Prozess. Irgendwann war es so weit. Nach vielen Jahren. Während der Studienzeit noch nicht. Da hatte ich auf die Frage, woher ich komme, stets mit „aus Kärnten“ geantwortet. Heute sage ich, wenn ich im Ausland gefragt werde, woher ich komme, „aus Wien“. Wenn ich das Gefühl habe, der Gesprächspartner kennt sich aus in Österreich – oder er ist Deutscher –, dann füge ich noch ein „Aber ursprünglich aus Kärnten“ hinzu. Die Deutschen kennen das in der Regel.

Zum Wiener wurde ich erst, als ich nach Währing übersiedelt bin (und zu arbeiten begonnen habe). Davor, im 20., im 6., im 7. Bezirk war ich Kärntner gewesen. Haider hin, Haider her. Deshalb lautet die Antwort auf die Frage, woher ich komme, genaugenommen „aus Währing“. Das ist mir näher als Wien. Obwohl ich mittlerweile gar nicht mehr dort, im 18., wohne, sondern im 9., allerdings knapp an der Grenze zum 18. Im 9. schlafe ich eigentlich nur, mein soziales Leben (abgesehen von der Arbeit im 3.) findet in Währing statt. Ich gehe auf den Kutschkermarkt, in den Türkenschanzpark, die Kinder gehen hier zur Schule. Kärnten ist schon ein Stück weit weg. In der Erinnerung zwar noch sehr präsent, der gegenwärtige Bezug beschränkt sich aber auf Elternbesuche und Landtagswahlkämpfe.

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