Reportage

Weihnachten allein im Haftraum?

Weihnachten allein im Haftraum (Bild: Justizanstalt Stein)? Für viele Insassen ist dies Realität. Doch es gibt sehr wohl auch die Möglichkeit, einen Ausgang zu erwirken.
Weihnachten allein im Haftraum (Bild: Justizanstalt Stein)? Für viele Insassen ist dies Realität. Doch es gibt sehr wohl auch die Möglichkeit, einen Ausgang zu erwirken.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Warum Weihnachten für Häftlinge eine kritische Zeit ist und welche Möglichkeiten sie haben, außerhalb der Anstaltsmauern zu feiern, erklärt der Salzburger Gefängnisdirektor Dietmar Knebel.

Wenn – wie immer zu Weihnachten – im Radio Chris Rea ertönt, mag dies an bestimmten Orten ungewollt zynisch anmuten. Dann nämlich, wenn der Song „Driving home for Christmas“ läuft – und die Hörerschaft aus Gefängnisinsassen besteht. Aber auch für ebendiese gibt es durchaus Möglichkeiten, heimfahren zu dürfen. Das Stichwort lautet: Ausgang. Ein solcher wird oftmals gewährt.

Und noch eine (kleine) Chance gibt es: Einige wenige auserwählte Häftlinge werden alljährlich im Zuge der Weihnachtsamnestie auf freien Fuß gesetzt. 18 der aktuell knapp 9200 Gefangenen Österreichs wurden dieser Tage von Bundespräsident Alexander Van der Bellen begnadigt. Nein, keine Schwerverbrecher. Und es wurde bei den Kandidaten vorab darauf geschaut, dass diese eine Wohnmöglichkeit und intakte Jobchancen haben. Dies betraf aber nicht alle 18. Einige der Begnadigten kamen frei und wurden sogleich in ihre Heimatländer abgeschoben.

Zurück zum Thema „Ausgang“. Generell können die Gefängnisleiter jenen Insassen, die als nicht besonders gefährlich gelten und „nur“ noch weniger als drei Jahre abzusitzen haben, zweimal pro Quartal Ausgang geben. Jeweils maximal einen halben Tag. Gegen Ende des Vollzugs sind die Insassen „erzieherisch“ zu betreuen, wie der Gesetzgeber das nennt. In der Phase kann die Anstaltsleitung auch tagelange Ausgänge erlauben. So sollen verurteilte Täter wieder lernen, sich selbstbestimmt in Freiheit zurechtzufinden.

„Zu Weihnachten wird vermehrt um Ausgänge angesucht. Wenn wir keine Probleme erwarten, genehmigen wir das auch“, erläutert Dietmar Knebel, der Leiter der Justizanstalt (JA) Salzburg. Häufig werde ein Zeitraum von 8 bis 19 Uhr gewährt. Elf Stunden Freiheit.

250 Häftlinge sitzen in Salzburg ein. Ausgelegt ist die – nun überfüllte – Anstalt für 227. In der Regel sind dort Leute eingesperrt, die Freiheitsstrafen von bis zu eineinhalb Jahren bekommen haben. Eine Strafhaft verbüßen in der JA Salzburg aktuell 125 Gefangene. Die anderen sind in U-Haft. Für diese gibt es keinen Ausgang. Von den 125 Sträflingen bekommen heuer zu Weihnachten circa 50 Ausgang.

Keine Rückkehr. Insgesamt gab es im Vorjahr in Salzburg 11.000 Ausgänge. In (nur) 17 Fällen kehrten Insassen nicht wie vorgeschrieben zurück. Sondern verspätet – oder gar erst nach einer Fahndung.

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