Neueröffnung

Die Herren mit der Eisenbahn

Das Camo-Modellfahrzeuge-Team (v. l.): René Wachtel, Klaus Manninger, Manfred Heinisch und Thomas Maurer.
Das Camo-Modellfahrzeuge-Team (v. l.): René Wachtel, Klaus Manninger, Manfred Heinisch und Thomas Maurer. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Hunderte Modellautos und -züge, Flugzeuge und Matchbox-raritäten: Mit Camo gibt es ein neues Fachgeschäft für Modellbauliebhaber.

Jeden Tag, erzählt René Wachtel, müssen er und seine Kollegen die Auslagenscheibe putzen. Wegen der vielen Nasen- und Fingerabdrücke, verursacht von den Kindern, die vorbeikommen, staunend vor der großen Modelleisenbahnanlage stehen bleiben und die Märklin-Eisenbahn beobachten, die in der Miniaturlandschaft ihre Runden dreht.

Jetzt, so kurz vor Weihnachten, da nebenan beim Adventmarkt auf dem Karlsplatz viel los ist, sind die neugierigen Blicke auf die Modelleisenbahn besonders viele. Auch im Grätzel spricht es sich schon herum, dass in der Karlsgasse ein Geschäft aufgesperrt hat, das sich auf Modelleisenbahnen und -autos spezialisiert hat.

Die Herren, die hinter Camo stehen, sind in der Modellbauszene keine Unbekannten: René Wachtel ist mit seiner „Austrian Car Collection“ ein bekannter Lieferant und die drei Kollegen, die mit ihm im 160 Quadratmeter großen Laden stehen, kennen ehemalige Kunden des Spielwarengeschäfts Hilperts zweifellos: Thomas Maurer (nein, nicht der Kabarettist), Klaus Manninger und Manfred Heinisch haben viele Jahre die Modellbahn- und -autoabteilung im ersten Stock bei Spielwaren Hilpert betreut. Als mit dem Hilpert im vergangenen Juni nicht nur Wiens ältestes Spielzeuggeschäft, sondern auch eines der größten Modellbaufachgeschäfte Österreichs schloss, waren die drei Herren zunächst arbeitslos.

Aber nicht lange: Über den Sommer planten sie mit Wachtel ein eigenes Geschäft, der alte Hilpert-Standort hinter dem Stephansdom kam aufgrund der hohen Miete (die auch ein Mitgrund für das Hilpert-Aus war) nicht infrage. Schließlich ist man in der Karlsgasse fündig geworden. Die Miete sei, sagt Wachtel, deutlich leistbarer und die Lage „sensationell“: Wenige Minuten zu Fuß zur Oper, gleich bei der U-Bahn-Station Karlsplatz und, auch nicht eben unwichtig, in Nachbarschaft zur Technischen Universität mit Tausenden Studenten, „die alle etwas mit Technik zu tun haben“– und damit im Idealfall auch eine gewisse Affinität für Modellbausätze, Eisenbahnen und Autos haben, sprich: Kunden werden könnten.

Mit den ersten Wochen seit der Eröffnung sei man sehr zufrieden, sagt Wachtel. „Vom ersten Tag an“ sei viel los gewesen – wobei die Kundschaft doch deutlich älter ist als die neugierigen Kindergartengruppen draußen vor der Auslage. Und mehrheitlich männlich: Denn das Sammeln von Modellautos, das Bauen von Panzern, das akribische Gestalten einer Modelleisenbahnanlage sind – Klischee hin oder her – doch eher Männerhobbys. Wobei es unter den jüngeren Kunden, die sich eher für die Flugzeuge interessieren – bei Camo gibt es etwa eine breite Auswahl der Marke Herpa –, auch Frauen gebe. Und ob der Lage neben der Karlskirche kommen immer wieder auch Touristen ins Geschäft. „Die sind alle fasziniert, dass es ein Geschäft wie dieses überhaupt noch gibt.“ Für die Touristen, aber auch für historisch Interessierte, gibt es bei Camo auch alte Wien-Postkarten zu kaufen. Die steuert wiederum der „Riesensammler von Postkarten aus der Monarchie“, Günter Ctortnik, bei. Der hauptberufliche Händler von (echten) Militärfahrzeugen in Himberg, ist auch der Finanzier des neuen Camo-Geschäfts in Wien.

Das Hauptaugenmerk im Geschäft liegt aber auf den Modellen. Zu den Marken, die man bei Camo findet, zählen Schuco, Wiking, Revell oder Brekina. Es gibt aber auch, ganz zentral und unübersehbar im Geschäft positioniert, eine Vitrine voller alter Sammlerstücke, darunter Raritäten wie alte Matchboxautos in den Originalschachteln.

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