Der Mann hinter dem Euro

Der Euro-Stabilitätspakt trägt die Handschrift des deutschen Klaus Regling. Jetzt soll der Lübecker sein Kind retten.

Brüssel. Der Euro-Stabilitätspakt war ein Wunsch des deutschen Finanzministers Theo Waigel. Weil seine Landsleute ihre D-Mark nicht gegen eine Weichwährung eintauschen wollten, ließ er seinen Ministerialbeamten Klaus Regling einen Pakt formulieren, der dafür Sorge tragen sollte, dass alle Teilnehmerländer strenge Budgetkriterien einhalten.

Das war 1995. Klaus Regling wechselte danach in die Privatwirtschaft, wurde Manager eines amerikanischen Hedgefonds, bevor ihn erneut ein deutscher Finanzminister zu Hilfe rief: Hans Eichel. Der hievte ihn als Generaldirektor für Wirtschaft und Finanzen auf eine EU-Schlüsselfunktion. Das Schicksal wollte es so, dass der Autor des Stabilitätspakts wenige Jahre später eben diesen Pakt verwalten sollte. Zu einer Zeit, als Berlin ebenso wie Paris die strengen Budgetkriterien durchbrachen. Der damalige deutsche Kanzler, Gerhard Schröder, soll über den Währungshüter geschäumt haben, als 2003 die Kommission tatsächlich ein Verfahren gegen Berlin einleitete.

Deutschland und Frankreich warfen ihr ganzes politisches Gewicht in die Waagschale und schmetterten das Verfahren im Rat der Finanzminister ab. In der Folge musste der Stabilitätspakt umformuliert werden. Die sogenannte „Flexibilisierung“ des Pakts trug erneut die Handschrift des Deutschen Regling. Er suchte nach einem Kompromiss, um die strengen Regeln intelligenter, aber nicht gänzlich weich zu machen.

Vergangene Woche wurde Klaus Regling, der in der Zwischenzeit wieder in die Privatwirtschaft gewechselt war, schon wieder zu Hilfe gerufen. Der heute 59-jährige Lübecker soll – wie es die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb – den Posten des „Europäischen Feuerwehrmanns“ übernehmen. Er soll den 440 Milliarden Euro schweren Euro-Rettungsfonds verwalten, also jenes Geld, mit dem die EU im Notfall einem finanzschwachen Euroland zu Hilfe eilen will. Die Finanzminister beriefen ihn zum Chef der „Europäischen Finanzmarktstabilisierungsfazilität (EFSF), einer Gesellschaft, die im Ernstfall die Rettung des Euro abwickeln soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2010)

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