Buschbrände

Australien: "Wir mussten Weihnachten heuer absagen"

APA/AFP/PETER PARKS
  • Drucken

Auch vor den Feiertagen lodern die verheerenden Feuer vor der Küstenmetropole Sydney. Kritik an Australiens Regierung kommt nun auch von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Die seit Monaten wütenden Buschbrände lassen die Menschen in Australien auch zu Weihnachten nicht zur Ruhe kommen. Viele Familienfeiern in dem besonders stark betroffenen Bundesstaat New South Wales, in dem auch Sydney liegt, mussten abgesagt werden, berichteten örtliche Radiosender am Montag.

Denn mehrere Straßen rund um die Küstenmetropole seien wegen der Feuer blockiert. Sydney wird gleich von zwei großen Flächenbränden bedroht, während landesweit noch immer etwa 200 Brände aktiv sind.

"Leider mussten wir Weihnachten dieses Jahr wegen der Feuer absagen", sagte ein 76-Jähriger aus Wentworth Falls, knapp 100 Kilometer westlich von Sydney. Sonst sei die Familienfeier, zu der viele Mitglieder die verstreut lebenden Familie zusammenkämen, ein Höhepunkt des Jahres. Die Bestellung beim Fleischhauer habe er bereits storniert. "Wir denken, dass wir hier sicher sind, aber die Brände sind nur 15 Kilometer entfernt und sie können aufflackern und sich unglaublich schnell bewegen."

"Wir haben all unsere Wertsachen, Familienfotos und wichtigen Dokumente in Koffer gepackt, die an der Tür bereit stehen", sagte er weiter. Er habe schon viele Feuer erlebt. So schlimm wie in diesem Jahr sei es aber noch nie gewesen. Die Feuerwehrleute seien körperlich und emotional erschöpft, sagte Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons dem Sender Channel 7. "Aber sie wissen, dass ihre Gemeinden bedroht sind, und sie werden alles tun, was sie können", fügte er hinzu.

REUTERS

2000 Koalas verbrannt

Seit Beginn der Brände im Oktober sind bereits acht Menschen ums Leben gekommen, mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Auch auf die Tierwelt haben die Feuer eine verheerende Wirkung: Etwa 2000 Koalas sollen Expertenschätzungen zufolge verbrannt sein. Bilder von Koalas, die von Feuerwehrleuten Wasser aus Flaschen zu trinken bekommen, kursierten in den vergangenen Tagen in australischen Medien.

Allein in den Bundesstaaten South Australia und New South Wales wurden in den vergangenen Tagen 200 Häuser zerstört oder beschädigt, wie die Behörden mitteilten. Von der südwestlich von Sydney gelegene Ortschaft Balmoral ist demnach kaum noch etwas übrig. Der in Balmoral lebende 67-jährige Künstler Steve Harrison beschrieb im öffentlich-rechtlichen Sender ABC, wie er sich vor den Flammen gerade noch in seinen Brennofen retten konnte. "Ich rannte noch zu meinem Wagen und wollte flüchten, doch da brannte schon mein Garten, meine Auffahrt, die Straße", berichtete Harrison. Harrison rettete sich in seinen etwa Sarg-großen selbst gebauten Ofen und ließ dort den Feuersturm über sich ergehen. "Unheimlich. Ich hatte nur noch Angst."

Premier weist Fehler zurück

Unterdessen reißt die Kritik an Australiens Premierminister Scott Morrison nicht ab, auch vonseiten der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg: "Nicht einmal Katastrophen wie diese scheinen zu politischem Handeln zu bewegen", twitterte die 16-Jährige. Sie warf der australischen Politik vor, einen Zusammenhang zwischen den Bränden und dem Klimawandel zu leugnen. Eine Kritik, die Morrison zurückwies. Er konzentriere sich auf nationale Interessen: "Wir in Australien werden das tun, was wir für Australien für richtig halten", sagte er in einem am Montag veröffentlichten Beitrag in der in Sydney erscheinenden Zeitung "Daily Telegraph". "Ich bin nicht dazu da, Menschen im Ausland zu beeindrucken."

REUTERS

Die Vermutung, dass eine Verschärfung der australischen Klimaziele die aktuellen Buschfeuer verhindert hätte, "ist einfach falsch", schrieb Morrison in einem anderen Beitrag im "Daily Telegraph". Er räumte jedoch ein, es gebe auf allen Ebenen einen Bedarf für "echte Maßnahmen gegen den Klimawandel".

Morrison ist ein Unterstützer der für Australien besonders wichtigen Kohleindustrie. "Wir werden uns nicht auf unbesonnene (Klima-) Ziele einlassen und traditionelle Industrien aufgeben." Dies würde nach seinen Worten australische Arbeitsplätze gefährden. Drei Viertel der australischen Kohleproduktion wird exportiert - bei einem Volumen von jährlich rund 67 Milliarden australischen Dollar (41,8 Milliarden Euro).

Oppositionsführer Anthony Albanese verurteilte scharf den "Starrsinn" des Regierungschefs. "Das hier ist ganz offensichtlich nicht mehr 'alles wie gehabt'", sagte der Labor-Chef. "Aber Morrison will einfach nicht hören".

Kritik wegen Hawaii-Urlaub

Morrison war am Wochenende auch dafür kritisiert worden, trotz der Buschfeuer einen Familienurlaub auf Hawaii gemacht zu haben. Nach seiner vorzeitigen Rückkehr am Sonntag hatte er sich entschuldigt. Australien leidet seit etwa zwei bis drei Jahren unter starker Dürre, die ausgetrocknete Vegetation entzündet sich besonders leicht. Vergangene Woche hatte Australien nach Angaben des Wetteramts mit Werten von weit über 40 Grad seine heißesten Tage seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt.

(APA/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gegenwind für den australische Premier Scott Morrison ("Sco Mo").
Klimawandel

Australischer Premier nennt Forderungen für mehr Klimaschutz "unbesonnen"

„Wir werden uns nicht auf unbesonnene Klimaziele einlassen und traditionelle Industrien aufgeben, wodurch australische Arbeitsplätze gefährdet würden“, sagt der australische Premier Scott Morrison.
Naturgewalten

Australische Buschfeuer toben weiter

Australiens Premierminister entschuldigt sich für Urlaubsreise nach Hawai, während in seiner Heimat die Buschfeuer loderten.
Verheerende Buschbrände

Neue Wetterbedingungen bescheren Australiens Feuerwehr Atempause

Rund eine Woche lang könnten leichter Regen und mildere Temperaturen den Löschteams zu Gute kommen. Ein Ende der Brände ist aber noch nicht in Sicht.
Buschbrände

Feuer, Demos und Großalarm in Australien

Die Regierung fordert 240.000 Menschen zur Evakuierung ihrer Heime auf. Zehntausende demonstrierten gegen die Politik von Premier Morrison.
Buschbrände in Australien
Buschbrände

Eine Viertelmillion Australier wird zur Evakuierung aufgerufen

Für Freitag wurden Höchsttemperaturen von 40 Grad und mehr und starke Winde vorhergesagt. Zudem herrscht die Angst, dass sich zwei Großbrände vereinen könnten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.