Interview

Erzbischof Lackner: „An Kreuz und Krippe wird man immer auch scheitern“

Erzbischof Franz Lackner: „Was ist da geschehen, in jener Krippe in Bethlehem? Das ist eine Frage, die man nie abschließend beantworten kann.“
Erzbischof Franz Lackner: „Was ist da geschehen, in jener Krippe in Bethlehem? Das ist eine Frage, die man nie abschließend beantworten kann.“Herbert Rohrer/Wildbild
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Weshalb für den Salzburger Erzbischof, Franz Lackner, zu Weihnachten Sehnsucht wichtiger als Wissen ist. Ob und wie Gotteserfahrung möglich ist. Und an welches besondere Erlebnis er sich erinnert.

Die Presse: Weihnachten zu feiern ist Teil Ihrer Aufgabe. Wird das zur Routine?

Franz Lackner: Nein. Darauf freue ich mich. Weihnachten ist ein Ereignis, das auch persönlich mit so tiefen Erinnerungen angereichert ist. Was feiern wir da eigentlich? Was ist da geschehen, in jener Krippe in Bethlehem? Das ist eine Frage, die man nie abschließend beantworten kann.

Ist das so? Ist die Frage auch für Sie als Bischof nicht abschließend beantwortet?

Glaube generell ist nie festgezurrt.

Wie beantworten Sie heute, was vor 2000 Jahren geschehen ist?

Nicht in der pulsierenden Heiligen Stadt, Jerusalem, sondern gleichsam in einem toten Winkel haben sich Himmel und Erde inniglich berührt. Interessant scheint mir zum Beispiel: Wer waren die Ersten, die das erkannt haben? Hirten. In alten rabbinischen Texten werden die mit Räubern und Dieben in einem Atemzug genannt. Da hat sich etwas abgespielt, was an der damaligen religiösen Schicht vorbeigegangen ist.

Geht das Ereignis heute nicht an einer breiten Schicht der Gesellschaft vorbei? Ist die Erzählung der Menschwerdung Gottes nicht in gewisser Weise Zumutung für den aufgeklärten Menschen?

Ja, auch für den gläubigen Menschen. Das Ereignis kann und darf nicht direkt greifbar, fassbar sein. Wir feiern das mit großer Pracht und Herrlichkeit. Das steht zum Stall von Bethlehem in einer bleibenden Spannung. Unsere schöne, wohlgeformte, erhebende Liturgie ist einerseits Ausdruck großer Freude, andererseits aber auch Ausdruck unserer Armut, dass wir dieses Ereignis der Menschwerdung Gottes nicht anders in Erinnerung zu behalten vermögen.

Das heißt, das wahre Weihnachten ist ein armes Weihnachten?

Das wahre Weihnachten können wir nicht imitieren. Das zu übersetzen, halte ich fast für theologischen Hochmut. An Kreuz und Krippe wird man immer auch scheitern.

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