Pipeline-Projekt

Russland will Nord Stream 2 mit Spezialschiff fertig bauen

Das Verlegeschiff 'Audacia' des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2
Das Verlegeschiff 'Audacia' des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2APA/dpa/Bernd Wüstneck
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US-Sanktionen hatten zu einem Stopp der Bauarbeiten an der Pipeline geführt. Nun sucht Russland fieberhaft nach einer Ersatzlösung.

Russland sucht nach dem Stopp der Bauarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 2 zur Fertigstellung der letzten 160 Kilometer nach einem Spezialschiff für die Verlegung der Röhren. Am ehesten sei es wohl möglich, die "Akademik Tscherski" aus dem äußersten Osten Russlands in die Ostsee zu bringen, berichtete die Staatszeitung "Rossijskaja Gaseta" am Dienstag.

Das Schiff könne erst in einem Monat dort sein. US-Sanktionen hatten zu einem Stopp der Bauarbeiten geführt. Die Leitung kostet fast zehn Milliarden Euro.

Die Schweizer Firma Allseas, die im Auftrag des Konsortiums Nord Stream 2 mit Spezialschiffen die Röhren in der Ostsee verlegte, hatte die Arbeiten wegen der Sanktionen eingestellt. Rund 2.300 Kilometer sind bereits verlegt. Weltweit im Internet abrufbare Schiffsradare zeigten am Dienstag, dass das etwa von Allseas eingesetzte Schiff "Solitaire" auf dem Weg in Richtung Rügen war. Es war unklar, ob die Firma irgendwann wieder die Arbeiten aufnimmt.

Russland lotet deshalb andere Möglichkeiten aus. Die "Akademik Tscherski" lag zuletzt im fernöstlichen Hafen Nachodka im Japanischen Meer. Das vor Rügen liegende Schiff "Fortuna" ist nach russischen Angaben zwar in ufernahen Zonen einsetzbar, aber nicht in den Ostsee-Tiefen.

Die russische Schiffbauholding OSK teilte mit, dass es Jahre dauern würde, ein leistungsfähiges Schiff zu projektieren und neu zu bauen. Staatsmedien in Moskau berichteten, dass ein solches Schiff von China oder einem anderen asiatischen Land gekauft werden könne.

Die von den Sanktionen verursachten Mehrkosten für den Fertigbau bezifferten Moskauer Analysten in der Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" auf einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag. Der Bau verzögert sich nach russischen Regierungsangaben um mehrere Monate. Ursprünglich sollte die Leitung Ende dieses Jahres fertig sein. An der Finanzierung ist auch die österreichische OMV beteiligt.

Die USA führten mit ihren Sanktionen einen "Wirtschaftskrieg", sagte die Chefin des russischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, am Dienstag. Es sei absurd, dass das Land gegen ein Infrastrukturprojekt in Europa vorgehen könne. Russland hatte Gegensanktionen angekündigt.

Die USA sehen ihr Vorgehen dagegen im Einklang mit europäischen Interessen. Sie warnen vor einer zu großen Abhängigkeit von russischem Gas. Mehrere EU-Staaten und die Ukraine sind gegen die Pipeline. Die USA wiederum stehen in der Kritik, sie wollten ihr eigenes, teuer produziertes Flüssiggas in Europa verkaufen.

(APA/dpa)

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