Urbi et orbi

Papst rief in Weihnachtsbotschaft zu Schutz von Migranten auf

Pope Francis delivers the Christmas Day ´Urbi et Orbi´ message
Pope Francis delivers the Christmas Day ´Urbi et Orbi´ message(c) via REUTERS (Vatican Media)
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Gott gebe jenen Schutz, die aus Hoffnung auf ein sichereres Leben ihre Heimat verlassen, so Franziskus in seiner Ansprache im Vatikan. In der Predigt der Christmette nahm er auch Stellung zu den jüngsten Skandalen.

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend vor tausenden Gläubigen die traditionelle Christmette im Petersdom gefeiert. In seiner Predigt rief er die Menschen zu selbstloser Mitmenschlichkeit auf und betonte, dass Gott auch die schlimmsten Menschen liebe. Indirekt sprach er auch die Missbrauchsfälle in der Kirche an und appellierte an die Gläubigen, sich deswegen nicht der Liebe Gottes zu verweigern. In seiner Weihnachtsbotschaft am Christtag warnte der Papst dann vor "Finsternis" innerhalb der persönlichen, familiären und sozialen Beziehungen. Es gebe "Finsternis bei den wirtschaftlichen, geopolitischen und ökologischen Konflikten", doch das Licht Christi sei heller. Zugleich bat das Oberhaupt der katholischen Kirche um Schutz für Migranten.

Den Auftakt der Weihnachtshochfeste stellte aber die Christmette mit Tausenden Gläubigen dar. Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die siebente Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Die Messe zur Erinnerung an die Geburt Christi vor 2000 Jahren wurde live in mehreren Ländern und im Internet übertragen. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte das Oberhaupt der katholischen Kirche das Thema Dankbarkeit. Weihnachten erinnere die Gläubigen daran, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebe, dass jede Person für ihn kostbar sei. Weihnachten sei die richtige Zeit, um Danke zu sagen.

„Die Kirche ändert sich“

"Weihnachten erinnert uns, dass Gott fortfährt, jeden Menschen zu lieben, auch den schlimmsten", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Gottes Liebe sei "bedingungslos". "Du kannst falsche Vorstellungen haben, du kannst alles Mögliche angestellt haben, aber der Herr verzichtet nicht darauf, dich zu lieben", so Franziskus. Die Liebe Gottes befreie "vom Bösen" und verbreite "Frieden und Freude". "Während hier auf Erden alles der Logik des Gebens um des Habens willen zu folgen scheint, kommt Gott 'gratis'."

Der Heilige Vater, der die Christmette mit zahlreichen Kardinälen und Bischöfen zelebrierte, betonte zugleich, dass es keine Entschuldigung gebe, die Liebe Gottes nicht anzunehmen. "Was auch immer falsch in unserem Leben läuft, was auch immer in der Kirche nicht gelingt (...) kann nicht länger als Entschuldigung dienen", sagte Franziskus in Anspielung auf die zahlreichen Missbrauchsskandale, die die katholische Kirche seit Jahren erschüttern.

"Wir müssen von uns aus beginnen, zu lieben. Das bedeutet, das Geschenk der Gnade anzunehmen", sagte der Papst. "Die Kirche ändert sich, die Geschichte ändert sich, wenn wir beginnen, nicht die anderen, sondern uns selbst ändern zu wollen und aus unserem Leben ein Geschenk zu machen", sagte der Heilige Vater.

„Es ist die Ungerechtigkeit, die Flüchtlinge zwingt, Meere zu überqueren"

In seiner Weihnachtsbotschaft am Christtag - wenige Stunden später - machte Papst Franziskus dann das Leid von Flüchtlingen zum Thema. Gott gebe den Migranten Schutz, die in der Hoffnung auf ein sicheres Leben emigrieren müssen, sagte der Heilige Vater auf der Loggia des Petersdoms. "Es ist die Ungerechtigkeit, die Flüchtlinge dazu zwingt, Wüsten und Meere, die zu Friedhöfen werden, zu überqueren. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft jeder Art und Folter in den unmenschlichen Auffanglagern zu ertragen. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie abweist von Orten, wo sie eine Hoffnung auf ein würdiges Leben haben könnten und die sie auf Mauern der Gleichgültigkeit stoßen lässt", sagte der Papst.

Den vielen Kindern, die unter dem Krieg und den Konflikten im Nahen Osten und in verschiedenen Ländern der Erde leiden, sowie dem "geschätzten syrischen Volk" drückte der Pontifex sein Mitgefühl aus. Er forderte politische Lösungen für das Heilige Land, wo weiterhin viele "mit Anspannung, aber ohne sich entmutigen zu lassen", Tage des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstandes erhoffen. Um Trost bat der Papst für den Libanon, den Irak und den Jemen, der durch eine schwere humanitäre Krise geprüft werde.

Franziskus äußerte die Hoffnung, dass die Anstrengungen derer, die sich für Gerechtigkeit und Versöhnung in Südamerika und sich für die Überwindung der verschiedenen Krisen und der vielen Formen der Armut einsetzen, zu Resultaten führen. Er bete auch für die Ukraine, die auf der Suche nach "konkreten Lösungen für einen dauerhaften Frieden" sei, sowie für die Völker Afrikas, wo weiterhin gesellschaftliche und politische Situationen bestehen, welche die Menschen oft zur Emigration zwingen und sie der Heimat und der Familie berauben. "Gott tröste alle, die unter Gewalt, Naturkatastrophen oder gesundheitlichen Notständen leiden. Er stehe denen bei, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, besonders die entführten Missionare und Gläubigen, wie auch die Menschen, die Angriffen radikaler Gruppierungen zum Opfer fallen, besonders in Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria", so der Papst.

Die Botschaft von der Loggia des Petersdoms und der Segen "Urbi et Orbi" sind ein Höhepunkt der christlichen Weihnachtsfeiern. Zehntausende Menschen verfolgten die Ansprache des Papstes auf dem wegen der Terrorgefahr besonders gesicherten Petersplatz. Millionen sahen im Fernsehen oder via Internet zu.

Feiern auch in Betlehem

Auch im Heiligen Land wurde Weihnachten am Dienstag festlich begangen. Von Jerusalem fuhr ein Konvoi aus etwa 40 Fahrzeugen ins knapp zehn Kilometer entfernte Bethlehem im Westjordanland. Die Prozession wurde vom Leiter des katholischen Patriarchats im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, angeführt. Auf dem Krippenplatz in Bethlehem im Westjordanland wurde die Prozession feierlich empfangen. Pizzaballa, ein italienischer Franziskaner, sollte am Abend in Bethlehem auch die Mitternachtsmesse zelebrieren, zu der auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas erwartet wurde.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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