Interview

Wohnbau in Wien: „Diese Ghettos führen zu Problemen“

Die Presse
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Erste Bank-Vorstand Peter Bosek und Wienerberger-Chef Heimo Scheuch sprechen über den gesellschaftlichen Auftrag von Unternehmen und neue Verwerfungen im Wohnbau.

Das Thema „Leistbares Wohnen“ beschäftigt sowohl die Erste Bank als auch den Ziegelkonzern Wienerberger. Die beiden Topmanager Bosek und Scheuch sprechen über den Regulierungswahn auf dem Immobiliensektor und über neue Wohnbunker, die vor allem in Wien entstehen. „Neue Ghettos“ nennt sie Wienerberger-Chef Scheuch. Ihm bereiten diese Entwicklungen mehr Sorgen als der Immobilienboom. Hier werde im wahrsten Sinne des Wortes Raum für künftige soziale Konflikte geschaffen. Zudem zolle die Stadtplanung dem Klimawandel viel zu wenig Aufmerksamkeit. Mit relativ geringem Aufwand könnte man durch bauliche Maßnahmen und planerischen Weitblick die Temperatur in der Stadt um drei bis vier Grad Celsius senken.

Die neun wertvollsten Unternehmen der Welt haben gemeinsam weniger Jahre auf dem Buckel als Erste Bank und Wienerberger. Was sagt uns das?

Heimo Scheuch
: Wenn es wie aktuell eine Digitalisierungs-Hype gibt, wachsen derartige Unternehmen sehr stark. Bei uns steht ein stabiles Geschäftsmodell im Vordergrund. Die Frage ist, wie viele es von diesen gehypten Unternehmen in zehn Jahren gibt, geschweige denn in hundert Jahren.

Peter Bosek: Wir leben in einer Transformationsphase. Es gibt keine fixen Regeln fürs Erfolgreich-sein. Zum Unterschied von vielen jungen Unternehmen folgt Erste Bank, aber wohl auch Wienerberger, einem Unternehmenszweck.

Scheuch: Bei uns geht es darum, Unternehmertum innerhalb eines Unternehmens zu fördern. Vielerorts wird das als „Start-up-Mentalität“ bezeichnet. Heute hat man ja für jeden Begriff einen neuen erfunden. Um Gottes willen nur nicht „Kundennutzen“ sagen, „Convenience“ heißt das. Nachhaltiges Wirtschaften hat dazu geführt, dass wir noch da sind.

Bosek: Wir erleben eine gesellschaftliche Transformation. In Teilen der Bevölkerung hat sich Verunsicherung breitgemacht. Brexit oder Trump passieren nicht aus Zufall. Globalisierung und eine massive Urbanisierung verändern die Welt. Seit 2008 leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Wir haben einen noch nie dagewesenen Individualismus erreicht. Das Vertrauen in Institutionen ist deutlich gesunken.

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