FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, der Koordinator der Historikerkommission Andreas Mölzer (r.) und der Historiker Thomas Grischany (l.) während einer Pressekonferenz der FPÖ zum Thema "Veröffentlichung Historikerbericht" am 23. Dezember 2019.
FPÖ-Historikerbericht

Wie sich eine Partei selbst reinwäscht

Der Bericht enthält einige gute Texte, eine echte wissenschaftliche Analyse würde aber anders aussehen.

Wien. Dass die FPÖ einen Historikerbericht erstellen ließ, geschah bekanntlich nicht ganz freiwillig. Die türkis-blaue Regierung war erst wenige Wochen im Amt, als das Liederbuch der Burschenschaft Germania mit antisemitischen und rassistischen Texten auftauchte und die Partei in Erklärungsnotstand brachte. Der Historikerbericht sollte ein Befreiungsschlag sein. Ist der gelungen?

Zunächst ist offensichtlich, dass die FPÖ die Kontrolle behalten wollte. Der Vorsitzende der Historikerkommission ist ein ehemaliger FPÖ-Politiker, etliche Autoren sind fest in der Partei verankert. Über die Arbeitsweise der Kommission erfährt man nicht viel – und das ist schade. Das beginnt schon bei der Themensetzung: Die „Einzelfälle“ in der FPÖ wurden bewusst ausgeklammert, heißt es, weil es sich um Tagespolitik handelt. Warum eigentlich? Immerhin waren sie doch der Grund, warum überhaupt ein derartiger Bericht erstellt wurde. Und auch die Burschenschaften werden in dem 668-Seiten langen Bericht nur oberflächlich behandelt. Was angesichts dessen, dass der Bericht das „Dritte Lager“ im Titel trägt, zu einer glatten Themenverfehlung führt.

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