Die Schüler streiken für das Klima, doch Fridays for Future war erst der Anfang. Die Jungen sehen sich im demokratischen Prozess nämlich ausgebootet: Es gibt einfach zu viele wahlberechtigte Alte.
Eigentlich dachten wir ja, der Generationskonflikt sei ein Thema von vorgestern. Nicht wenige fanden das sogar irgendwie bedenklich: Allzu brav seien die Jungen, verblüffend angepasst und pragmatisch. „Performer, Styler, Egoisten. Über eine Jugend, der die Alten die Ideale abgewöhnt haben“, betitelte etwa Bernhard Heinzlmair 2013 ein Sachbuch. Und die Soziologen schienen ja recht zu haben: Die Generationen Y und Z planten keine Revolten, stürzten die Altvorderen nicht von ihren Sockeln, sie lebten bis in ihre Zwanziger zu Hause und schienen sich im Schoß der Familie generell fast schockierend wohlzufühlen.
Nicht einmal in der Pubertät flippten sie richtig aus. Wieso auch? Die Eltern boten ja kaum Angriffsfläche.
Dann kam Fridays for Future, und so mancher musste die Einschätzung der heutigen Jugend revidieren. Die Töchter, sie mögen sich immer noch am Kleiderschrank ihrer Mütter bedienen, doch mit Mamas Stiefeln ziehen sie jetzt in den Streik. Die Söhne, sie rechnen beim gemeinsamen Abendessen ihren Vätern die CO2-Bilanz des geplanten Familienurlaubs vor. Die angeblich so strebsamen beziehungsweise hedonistischen Kinder nehmen unentschuldigte Fehlstunden in Kauf und fahren mit dem Zug von Wien nach Madrid zur Weltklimakonferenz. Und Greta Thunberg avancierte zum Feindbild für viele Erwachsene.