Literatur

Hitlers Mann im Vatikan

Alois Hudal im April 1937 während eines Vortrages in Wien.
Alois Hudal im April 1937 während eines Vortrages in Wien. Fotopress / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
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Er hat versucht, den Nationalsozialismus im Vatikan hoffähig zu machen, und er hat einigen der übelsten Naziverbrecher zur Flucht verholfen: der in Graz geborene Bischof Alois Hudal. Johannes Sachslehner hat sein Leben nachgezeichnet.

Sind Katholizismus und Nationalsozialismus vereinbar? Theoretisch wohl kaum, will man sich keiner groben kognitiven Dissonanz aussetzen; in der Praxis jedoch – wie zu sehen war – eventualiter. Symptomatisch dafür kann der Titularbischof von Ela, Alois Hudal, stehen. Der langjährige Leiter des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell'Anima, dem Sitz der deutschsprachigen katholischen „Pfarrgemeinde“ in Rom, verstand sich selbst als „Brückenbauer“ zwischen Rom und Berlin. Tatsächlich war er, wie Johannes Sachslehner ihn im Titel seiner Biografie nennt: „Hitlers Mann im Vatikan“.

Wobei das Hudals Landsmann in der Reichskanzlei in Berlin gar nicht recht war. Nach einer Allianz mit der katholischen Kirche stand Hitler nie der Sinn. Sie interessierte ihn ausschließlich als Machtfaktor, den es sukzessive, aber systematisch auszuschalten galt. Umgekehrt war Hudal auch kein blinder Parteigänger der NSDAP. Er befürchtete etwa eine „Tyrannis des Haufens“. Der Bischof war aber beseelt von der deutsch-nationalen Idee und erhoffte sich vom Nationalsozialismus vor allem eine Abwehr des atheistischen Kommunismus. Die gegenseitige ambivalente Haltung wurde nach der Veröffentlichung seines Bands „Die geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus“ (1936) unverkennbar: Der Papst meinte dazu nur lapidar: „Von Geist kann man in dieser Bewegung nicht sprechen.“ Der „Führer“ wiederum hielt die Verbreitung des Bands, den Hudal ihm persönlich hatte zukommen lassen, im Reich für „untragbar“.

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