Ein Haus auf Abwegen

Verströmt den Geist des Brutalismus: Einfamilienhaus, erbaut nach Plänen von Günther Domenig und Eilfried Huth, 1969.
Verströmt den Geist des Brutalismus: Einfamilienhaus, erbaut nach Plänen von Günther Domenig und Eilfried Huth, 1969. (c) Wolfgang Thaler
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Da war doch so eine Disco, in Neunkirchen, in einem Haus, wo wir uns die Nächte um die Ohren schlugen. Jahre später fand ich heraus, dass es sich dabei um das einzige von Günther Domenig konzipierte Einfamilienhaus handelte – das nie als solches diente. Nachschau in Niederösterreich.

Wer in den 1980er-Jahren im südlichen Niederösterreich jung und unternehmungslustig war und die Abende weder auf Garagenpartys verbringen noch vor der Glotze mit J. R. Ewing verplempern wollte, hatte bedauernswert wenige Alternativen. Entweder kannte man jemanden, der über die Gnade eines Automobils verfügte und den weiten Weg nach Wiesen ins Jazzpub auf sich nahm. Oder man setzte sich in die Bahn nach Wien und verbrachte die Nacht bis zum ersten Zug heim im U4. Lediglich eine einzige Disco mit ordentlicher Musik lag in Moped-Distanz: Das sogenannte „Top Dancing“ in Neunkirchen war das Jugendmekka der weiteren Umgebung, bis es irgendwann in den späten 1990ern zumachte.

Der Tanzschuppen war in einem Solitärgebäude untergebracht und lag inmitten eines ruhigen Wohngebiets. Da man sich der Lokalität prinzipiell nur in abendlicher Finsternis näherte und sie höchstens in der Morgendämmerung wieder verließ, konnte man für die äußeren, zudem hinter einer Mauer versteckten Kubaturen des Gebäudes kein Gefühl entwickeln. Auch dem groß dimensionierten skulpturalen Betonkamin am Rand der Tanzfläche schenkte kaum jemand Beachtung, obwohl man sich doch hätte fragen können: Was macht der da?

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