Morgenglosse

Finger weg von der Oma

Symbolbild: Oma
Symbolbild: Oma(c) www.imago-images.de (Uwe Umstätter via www.imago-images.de)
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#Umweltsau: Das Bild der Großmutter eignet sich nicht dafür, stellvertretend für eine ganze Generation kritisiert zu werden.

"Weiße alte Männer" sind eines der beliebtesten Angriffsziele in Debatten über Gleichberechtigung, Generationen- oder Verteilungsgerechtigkeit. Und selbst, wenn man die Beschreibung als möglicherweise Betroffener nervig findet, kann man den Begriff recht gut vom Persönlichen entkoppeln. Gemeint ist weniger eine bestimmte Person, sondern eine Lebenseinstellung, die man vor allem deshalb haben kann, weil man einer privilegierten Gruppe angehört. Und die eben vor allem durch Männer einer bestimmten Altersgruppe und einer bestimmten Ethnie charakterisiert werden kann. Soll halt so sein.

Die Oma als Angriffsziel ist da schon etwas anderes. Natürlich, auch sie könnte man stellvertretend für eine Generation sehen. Aus Sicht der Klimaschutzbewegung etwa für die, die den Umweltschutzgedanken nicht so verinnerlicht haben wie jüngere Menschen. Die vielleicht auch nicht bereit sind, Einschnitte in ihr Leben in Hinblick auf den Klimawandel zuzulassen. Und die mit mancher demokratischer Entscheidung den Wünschen und Chancen der jungen Generation zuwiderlaufen.

Doch das Bild der Oma in den Köpfen der Menschen ist ein anderes. Etwa das der fürsorglichen Großmutter mit Stricknadeln und warmem Kakao - egal, wie viele Großmütter diesem Bild tatsächlich noch entsprechen. Sie als Vertreter einer Generation negativ aufzuladen, kann also ziemlich danebengehen. So wie es zuletzt der WDR mit seinem satirisch gemeinten Umweltsong machte. Zur Melodie von "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" wurden von einem Kinderchor allerlei Umweltsünden geschildert. Und am Ende "Meine Oma ist ne alte Umweltsau" gesungen. (Das mit der Sau ist sowieso eine eigene Geschichte - eine solche Zuschreibung ist in so ziemlich jeder Hinsicht problematisch.)

Die Aktion ging daneben. Weil das Bild der Oma sich eben nicht dazu eignet, einer Generation ihre - durchaus vorhandenen - Sünden oder Schwächen vorzuhalten. Die Empörung war groß. Der WDR musste sich kleinlaut entschuldigen. Und am Ende bleibt der Eindruck, dass die Klimaaktivisten keinen Respekt vor der älteren Generation haben. Die können in diesem Fall allerdings nichts dafür - die Aktion kam schließlich von einem Fernsehsender. Der damit all jenen in die Hände spielt, die das grundsätzlich richtige Anliegen der Jugend diskreditieren wollen. In diesem Fall gilt einfach: Finger weg von der Oma.

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