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Nachrichten Meinung Magazin
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Hans Dichand

Hans Dichand: Ein Leben für ''die Zeitung''

17.06.2010 um 14:40
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"Kronen Zeitung"- Herausgeber Hans Dichand ist tot. Der Zeitungszar starb am Donnerstag im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus in Wien "im Kreise seiner Familie", wie die Online-Ausgabe des Boulevardblattes, krone.at, bekannt gab.

Dichand war mit seinem Leitmedium, das knapp drei Millionen Leser zählt, einer der erfolgreichsten und umstrittensten Zeitungsmacher Österreichs.
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Hans Dichand wurde am 29. Jänner 1921 in Graz in geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Zeitweise lebte die Familie in einer Barackensiedlung. Den Zweiten Weltkrieg überlebte Dichand nur knapp: Er war bei der Kriegsmarine und wäre nach einem Torpedoangriff 1941 fast ertrunken.

Seine Leidenschaft galt aber bereits in der Jugend den Medien: Als 14-Jähriger bewarb er sich bei "Kronen Zeitung". Diese war 1900 gegründet und 1945 eingestellt worden.
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und einer Schriftsetzerlehre in Graz sammelte Dichand beim englischen Nachrichtendienst in Graz erste journalistische Erfahrungen. Kurz darauf wechselte er zur "Murtaler Zeitung".

Ab 1949 leitete Dichand sechs Jahre lang die Redaktion der "Kleinen Zeitung", 1955 ging er als Chefredakteur zum "Kurier" nach Wien.
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Mit Unterstützung des damaligen ÖGB-Präsidenten Franz Olah, der ihm den Startkredit vermittelte, erwarb Dichand den Titel "Kronen Zeitung". Im April 1959 brachte Dichand gemeinsam mit Kurt Falk die "Krone" auf den Markt.

Im Bild: Dichand mit Olah
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16 Leute zählte die "Kronen Zeitung" zu Beginn, der Absatz pendelte sich nach einem anfänglichen Hoch bei 22.000 ein. Mit einer schlauen Marketingstrategie holte Falk das Blatt aus der Belanglosigkeit: Er erfand die Selbstbedienungstasche, mit der auch eine Sonntagsausgabe möglich wurde, und band Leser mit Gewinnspielen.

Im Bild: der 2005 verstorbene Kurt Falk
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Keine zehn Jahre nach ihrer Gründung überholte die "Krone" den "Kurier". Wer in einer Wiener Trafik heute nach "der Zeitung" fragt, dem wird selbstverständlich die "Krone" gegeben.

Das Verhältnis zwischen Dichand und Falk wurde trotz oder wegen des immensen Erfolges des Blatts zunehmend angespannt.
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Ab Mitte der 1970er Jahre beschränkte sich die Geschäftsbeziehung der beiden Partner auf finanzielle Belange. Falk schied zunächst als Geschäftsführer und Herausgeber aus, 1986 gab er seinen Anteil an Dichand ab.

Der Einstieg der deutschen WAZ-Gruppe in die "Kronen Zeitung" ermöglichte es Dichand, Falks Anteil auszuzahlen. Sein letzter Wunsch, die Anteile der WAZ zurückzukaufen und die "Krone" allein zu besitzen, blieb unerfüllt.
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Gern zitierte Dichand den Satz aus der Verfassung: "Das Recht geht vom Volke aus!" Die Meinung des Volkes wusste Dichand, der immer wieder ein erstaunliches Gespür für die Sorgen des "kleinen Mannes" bewies, mit Aufsehen erregenden Kampagnen durchaus zu lenken.

Mit einer Reichweite von 40,4 Prozent beziehungsweise rund 2,9 Millionen Leser war Dichand, der die Headlines lange selber bestimmte, mit der "Krone" entscheidender Machtfaktor.
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Legendär war der politische Einfluss des Zeitungsmachers, auch abseits seiner oft unter dem Pseudonym "Cato" veröffentlichten Kommentare. Besonders augenscheinlich wurde das in der "Kronen Zeitung"-Dokumentation "Tag für Tag ein Boulevardstück", in der sich Dichand zum damaligen Bundspräsidenten Thomas Klestil zu Kaffee und Gugelhupf gleichsam selbst einlädt.
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Ohne Dichand und die "Krone" gehe in Österreich wenig, gegen ihn noch weniger, erfuhren viele Politiker. Er selbst sah das anders. "Unser Platz als Zeitungsmacher ist im Vorhof der Macht. Ich streichle lieber meinen Hund daheim, als Macht auszuüben", heißt es in seinen Memoiren.

Im Bild: Dichand mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl
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Streitbar war Dichand auch innerhalb der Redaktion: Seinen engen Vertrauten Friedrich Dragon jagte er ebenso plötzlich aus dem Haus wie den loyalen Sportchef Michael Kuhn und dessen Ehefrau.

Das Klima mit der WAZ ging ab der Jahrtausendwende bergab. Die Deutschen wollten inhaltlich Einfluss auf das Blatt nehmen - was Dichand unbedingt zu verhindern versuchte.
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Sein Nachfolger als Chefredakteur wurde sein Sohn Christoph. Bestimmend blieb bis zuletzt aber Hans Dichand selbst. Immer wieder wurde spekuliert, ob Schwiegertochter Eva Dichand seine Funktion übernehmen würde. Sie ist Herausgeberin der Gratiszeitung "Heute" - mit Erfolg.
(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
Hans Dichand betonte immer, dass er am Erfolg von "Heute" keinen Anteil habe.

Sicher ist, dass seine Nachfolger es schwer haben werden ein die Lücke zu füllen die Hans Dichand hinterlässt.
(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)

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