Pizzicato

Wien, Wien, nur du allein . . .

Wien und Gerhard Schröder: Das war ja nicht immer eine große Liebe, zumindest nicht politisch.

Allein auf „Soyeon-Champagner“ wird sich Gerhard Schröder nicht kaprizieren, wenn er in Wien zu Silvester zum Geläut der Pummerin und den Klängen des Donauwalzers beschwingt in die 2020er-Jahre gleitet. Nicht, dass der Zustand der SPD und ihrer österreichischen Schwesterpartei gar so prickelnd wäre für den deutschen Altkanzler, unter dem die SPD ihre letzte Hochzeit erlebt hat.

Der „Soyeon-Champagner“ ist es ja auch nicht: Er bezeichnet das schlichte Allheilmittel seiner südkoreanischen Frau, Soyeon Kim: Wasser, beträufelt mit Zitronensaft. Falls das keine Wunder wirkt gegen den unerbittlichen Silvester-Kater und das noch unerbittlichere Alter, hilft womöglich nur eine Rezeptur aus der Heimat seiner fünften Frau: Ginseng. Gegen die Krise der Sozialdemokratie ist derweil noch kein Kraut gewachsen.

Wien und Gerhard Schröder: Das war ja nicht immer eine große Liebe, zumindest nicht politisch. Doch nun türkist und grünt es in der Stadt, als wäre bereits der Frühling ausgebrochen und als würde im Prater der Flieder blühen. Die Champagnerlaune des „Genossen der Bosse“ angesichts der EU-Sanktionen gegen Schwarz-Blau zu Beginn des Jahrtausends liegt Äonen zurück. Und Schröder, juvenil-viriler Stammgast bei Opernball und Neujahrskonzert, walzt in seinen x-ten Frühling: „Wien, Wien, nur du allein . . .“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2019)

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