Kolumne zum Tag

Meine Bücher des Jahres

(c) Bilderbox/Erwin Wodicka
  • Drucken

Die Bücher, welche ich hier auflisten möchte, sind zu gut, um sie nicht gepriesen zu haben.

Nun: Wer nicht vor dem Kamin eingerollt damit beschäftigt ist, sich zwischen Feiertagsvöllerei und Silvesterböllerei seelisch zu wuchten, indem er ein gutes Buch liest, für den dürften die folgenden Zeilen vergebene Mühe sein. Der Vor-dem-Kamin-eingerollt-lesend-sich-Wuchtende wiederum wird sie nicht zur Kenntnis nehmen. Kismet, die Bücher, welche ich hier auflisten möchte, sind zu gut, um sie nicht gepriesen zu haben. Und hopp, meine besten fünf des alten Jahres:

#5 „Our Man. Richard Holbrooke and The End of The American Century“, George Packer (Penguin, 2019). Einer der besten Journalisten der USA stellt das Leben eines der größten Diplomaten dieses Landes in ein fesselndes Panorama des Höhe- und Wendepunktes des amerikanischen Imperiums.

#4 „Aftershock. A Journey into Eastern Europe's Broken Dreams“, John Feffer (ZED Books, 2017). Wer den Aufstieg des Autoritarismus und den Angriff auf den Liberalismus in fast allen postkommunistischen Gesellschaften begreifen will, ist mit dieser akribischen Recherche gut beraten.

#3 „Nachts unter der steinernen Brücke“, Leo Perutz (dtv, 1953). Wir sollten viel mehr Perutz lesen, und die kunstvoll ineinander verschlungenen Arabesken rund um den Prager Hof von Kaiser Rudolf II. wären ein guter Einstieg in das Werk dieses Meistererzählers.

#2 „Pico Bogue“, Alexis Dormal und Dominique Roques (Dargaut, seit 2008). Wenn es einen wahren Erben des Kleinen Nick von Sempé gibt, dann ist es dieser Bub Pico Bogue, der mit seiner Familie, allen voran seiner Schwester Ana Ana, dem Alltag mit Charme, Ironie und Witz begegnet. Leider noch nicht auf Deutsch erhältlich (die ausgekoppelte „Ana Ana“-Reihe schon).

#1 Laurent Binet, „Civilizations“ (Grasset, 2019). Was wäre, wenn nicht die Spanier Amerika kolonisiert hätten – sondern die Inka Europa? Diese Uchronie hat mich wochenlang nicht ruhen lassen. Völlig plausibel, bis hin zur Gefangennahme Karls V. Hoffentlich bald auf Deutsch der heimischen Leserschaft zugänglich. Ein Meisterstück!

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.