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Klimawandel gefährdet Betrieb des Panamakanals

(c) REUTERS (Carlos Jasso)
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Der Kanal benötigt pro Jahr 5,25 Mrd. Kubikmeter Wasser. Derzeit stehen nur rund drei Mrd. zur Verfügung.

Panama. Zwanzig Jahre nach der Übergabe des Panamakanals durch die USA an das mittelamerikanische Land, ist der Betrieb der Wasserstraße zunehmend durch die Folgen des Klimawandels gefährdet. „Der Klimawandel ist am Panamakanal hinreichend bewiesen“, sagt der Ökonom Ricaurte Vásquez, der den Kanal verwaltet.

Ein Negativrekord an Niederschlägen in Panama habe ein „erhebliches Wasserdefizit“ in den Seen erzeugt, die die Route mit Wasser versorgen. Die größte Herausforderung sei es, eine Lösung für die künftige Deckung des Wasserbedarfs zu finden, um einen zuverlässigen Betrieb des Kanals in den nächsten fünfzig Jahren sicherstellen zu können, so Vásquez.

Der 2016 ausgebaute und 80 Kilometer lange Panamakanal, der den Pazifik mit der Karibik verbindet und heute hauptsächlich von den USA, China und Japan als Schiffsroute genutzt wird, war am 15. August 1914 eingeweiht worden. Die USA verwalteten ihn 85 Jahre lang, überließen Panama aber schließlich die Hoheit über die Wasserstraße.

Am 31. Dezember 1999, vor genau 20 Jahren, hisste die damalige Präsidentin Panamas, Mireya Moscoso, unter großem Jubel zum ersten Mal die Flagge ihres Landes am Gebäude der Kanalverwaltung.

Zwanzig Jahre später macht der ausbleibende Regen dem Betrieb des Kanals am meisten zu schaffen. Nach Angaben der Panamakanal-Verwaltung ACP lag die diesjährige Niederschlagsmenge um 27 Prozent unter dem Durchschnitt. Zudem sei die Temperatur des Gatún-Sees, Hauptzufluss der Wasserstraße, im vergangenen Jahrzehnt um 1,5 Grad Celsius angestiegen, was zu erheblichen Wasserverlusten durch Verdunstung geführt habe.

Das Ergebnis: Von den 5,25 Milliarden Kubikmetern an Süßwasser, die der Kanal für einen nachhaltigen Betrieb benötigt, stehen laut Kanalverwaltung nur noch rund drei Milliarden zur Verfügung. Durch das Schmelzen der Gletscher an Nord- und Südpol infolge des Klimawandels könnten zudem neue konkurrierende Seewege entstehen, gibt Felipe Chapman von der Wirtschaftsberatungsfirma Indesa zu Bedenken.

Die Kanalverwaltung prüft daher nach eigenen Angaben neue Möglichkeiten der Wassererschließung – beispielsweise aus unterirdischen Quellen, durch Kläranlagen, den Bau von Reservoirs oder durch die Entsalzung von Meerwasser. Die Kosten dafür würden jedoch die wichtigen Einkünfte für den Staat aus dem Panamakanal schmälern. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2020)

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