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Hongkong: HSBC wird zur Zielscheibe

(c) REUTERS (NAVESH CHITRAKAR)
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Geldautomaten der britischen Bank wurden gezielt von Protestierenden zerstört.

Hongkong/Wien. Wer am Wochenende in Hongkong bei der HSBC Geld abheben möchte, könnte leer ausgehen. Die britische Großbank setzt die Dienstzeiten für ihre Filialen und Geldautomaten in der Nacht am Wochenende und an den Feiertagen aus. Betroffen sind 19 Standorte des Stadtstaats.

Dabei ist Hongkong der wichtigste Einzelmarkt der Bank. Etwas mehr als die Hälfte des Vorsteuergewinns in Höhe von 12,5 Milliarden US-Dollar entfiel im ersten Halbjahr 2019 auf die Sonderverwaltungszone. Allerdings ist das Finanzinstitut Ziel des Vandalismus der Anti-Regierungsproteste geworden. Viele chinesische Banken und Geschäfte sind schon geschlossen. Auch Barrikaden helfen nichts. Zuletzt wurde eine Filiale der chinesischen Bank of Communications aufgebrochen und zerstört. Die Banken sind das Symbol des chinesischen Systems, gegen das viele Menschen in Honkong auf die Straße gehen. Die Zweigstellen werden mit Graffiti besprüht und angezündet. Automaten werden kaputt geschlagen oder die Kartenschlitze mit Kleber verstopft.

HSBC hat sich bei den Protesten bisher in Zurückhaltung geübt. Selbst als andere Unternehmen mit vermeintlichen Verbindungen zu Peking die Proteste als Vandalismus kritisierten, entzog sich die Bank einer direkten Beteiligung.

Auf welcher Seite steht HSBC?

Doch zuletzt beschuldigten Demonstrierende HSBC, sich an den Aktionen der Behörden gegen Aktivisten, die versuchen, Geld für ihre Kampagne zu sammeln, zu beteiligen. HSBC bestreitet zwar jede Verbindung mit Nachdruck, wurde aber dennoch zum Hassobjekt auf Demonstrationen. Am Donnerstag musste die Bank zwei Filialen und sieben Geldautomatenhallen schließen, nachdem sie von Demonstrierenden am Neujahrstag und am Weihnachtsabend zerstört worden waren. Nun ergreift die Bank Vorsichtsmaßnahmen und limitiert den Dienst der Standorte, die sich an den Hotspots der Proteste befinden.

Nicht nur die Geschäfte der Banken werden belastet. Auch die weltweit größte Luxusmarke, Louis Vuitton, muss nun ihren Laden im Times-Square-Einkaufszentrum in Hongkong schließen, schrieb die „South China Morning Post“. Wegen der Proteste bleiben Touristen fern – wichtige Kunden für Louis Vuitton. Das drückt die Umsätze. Unterdessen bleiben die Mietkosten hoch. Es lohnt sich nicht mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2020)

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