Der romanische Kirchturm von Graun wurde durch das Denkmalschutzgesetz bewahrt. Als einziger sichtbarer Rest des Dorfes.
Die Welt bis gestern

Das Dorf, das im Wasser versank

In den 1940er-Jahren spielte sich im Vinschgau eine Tragödie ab: Fast über Nacht wurde ein besiedeltes Gebiet für ein staatliches Stauseeprojekt unter Wasser gesetzt.

Menschen, die in ihren Dörfern tief verwurzelt waren, sie lebten, liebten, arbeiteten und starben hier, über Generationen, die Grauner und Reschner im Südtiroler Vinschgau. Sie lebten von ihren Feldern und betrieben Viehzucht. Ihre Dörfer waren in ein Naturseen-Plateau eingebettet und landschaftlich besonders schön. Im Winter waren die Seen zugefroren, man konnte sie überqueren und das Nachbardorf besuchen. Über Nacht verloren die Bewohner ihre Existenzgrundlage, sie mussten Haus und Hof verlassen, die gesprengt wurden, als die beiden Orte Graun und Reschen, insgesamt 500 Hektar Kulturland, in kurzer Zeit unter der Wasseroberfläche eines Stausees verschwanden.

Wer heute als Tourist die Gegend besucht, egal zu welcher Jahreszeit, ist fasziniert von dem riesigen See am Reschenpass, in dessen Mitte sich auf unheimliche Weise ein Kirchturm aus dem dunklen Wasser erhebt. Es gibt wenige vergleichbare Fotomotive. Wer diesem Landschaftsbild nachforscht, stößt auf menschliche Schicksale, die tief berühren. Die erzählenswerten geschichtlichen und politischen Zusammenhänge geraten da meist in den Hintergrund.

Ein neues Buch mit vielen Abbildungen berücksichtigt nun alle Facetten. Es stammt von Georg Lembergh, er hat selbst seine familiären Wurzeln im Vinschgau und vor einigen Jahren einen Dokumentarfilm mit allerersten Zeitzeugeninterviews zu dem versunkenen Dorf gedreht. Aus dem Film ist nun ein Buch hervorgegangen, es wurde gemeinsam mit der Historikerin Brigitte Pircher verfasst.

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