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Politologe Mangott wirft Kurz PR-Gag mit Iran-Gipfel in Wien vor

ÖVP-Chef Sebastian Kurz betont, dass Österreich als Austragungsort für allfällige Iran-USA-Gespräche zur Verfügung stehe
ÖVP-Chef Sebastian Kurz betont, dass Österreich als Austragungsort für allfällige Iran-USA-Gespräche zur Verfügung steheAPA/HANS KLAUS TECHT
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ÖVP-Chef Sebastian Kurz betont, dass Österreich als Austragungsort für allfällige Iran-USA-Gespräche zur Verfügung stehe.

Der Innsbrucker Politologe Gerhard Mangott hat das Angebot des künftigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) für Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran in Wien als "PR-Gag" kritisiert. "Das Vermittlungsangebot ist ein PR-Gag und nicht wirklich ernst gemeint", schrieb Mangott am Sonntag auf Twitter.

Er argumentierte: "Das geht nicht zusammen: Kurz äußert Verständnis für das US-Attentat auf Soleimani und schlägt gleichzeitig Österreich als Vermittler zwischen beiden Seiten vor. Ein potenzieller Vermittler sollte sich öffentlicher Parteinahme enthalten."

ÖVP-Obmann Kurz hatte im Interview mit der "Bild am Sonntag" in der Krise nach dem US-Vorgehen gegen den iranischen Kommandanten Qassem Soleimani erklärt, dass "die Tötung des Generals eine Reaktion auf das iranische Vorgehen und iranische Verhalten in der Zeit davor" gewesen sei. "Es gab immer wieder Anschläge auf US-Diplomaten und US-Einrichtungen."

Kurz hatte weiters betont, dass Wien "selbstverständlich als Standort für mögliche Verhandlungen zur Verfügung" stünde, "wenn der Iran und die USA wieder Gespräche führen wollen. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht bei den Verhandlungen zum Atomabkommen und glauben daran, dass Diplomatie auch in dieser Situation der einzig richtige Weg ist, um eine weitere Eskalation zu vermeiden."

Im "Kurier" (Sonntag-Ausgabe) erklärte Kurz ebenfalls, dass Österreich als Austragungsort für Gespräche zur Verfügung stehe. "Ich sehe unmittelbar leider eher eine Zuspitzung als die Suche nach Gesprächen und hoffe, dass es gelingt, das Ruder wieder herumzureißen."

Kurz forderte in der "Bild" außerdem volle Unterstützung für Israel. Dies wurde von NEOS-Generalsekretär Nick Donig kritisiert. "Kurz gießt unnötig Öl ins schwelende Feuer in Nahost und stärkt (US-Präsident) Donald Trump den Rücken", meinte Donig auf Twitter. Dies sei "völlig unverständlich und gefährlich". Kurz müsse "als Ex-Außenminister und Diplomat wissen: Seine mit Blick auf die aktuelle Krise formulierte Solidaritäts-Adresse an Israel (unabhängig wie man dazu inhaltlich steht!) nimmt Wien aus Sicht des Iran als Verhandlungsort wohl umgehend aus dem Rennen."

Kurz-Sprecher Etienne Berchtold erwiderte auf Twitter: "Man kann Ort für Dialog sein und zugleich zu Prinzipien stehen wie dem unumstößlichen Bekenntnis zur Sicherheit Israels."

(APA)

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