Südtirol

Sechs Tote bei Unfall: Lenker hielt sich für weniger betrunken

Gedenken an die Opfer in Luttach
Gedenken an die Opfer in LuttachAPA/AFP/PIERRE TEYSSOT
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Der 27-jährige Unfalllenker befindet sich im Gefängnis. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu 18 Jahren.

Nach dem schweren Verkehrsunfall in Luttach in Südtirol, bei dem junge Menschen aus Deutschland getötet wurden, schwebten am Montag noch immer zwei der vier weiteren Schwerverletzten in Lebensgefahr. Der 27-jährige Unfalllenker sitzt seit Montag im Gefängnis in Bozen. Dem Mann droht eine Haftstrafe von bis zu 18 Jahren.

Sein Anwalt sagte am Montag, der Unfallenker sei sich bewusst, dass er vor der Fahrt getrunken habe. Aber als er den Wert von fast zwei Promille erfahren habe, sei er verwundert gewesen: Er habe sich nicht für so stark alkoholisiert gehalten. Sein Mandant habe ihm gesagt, er sei alleine im Unfallwagen gewesen. Er und seine Freundin hätten sich getrennt. Das habe aber mit dem Unfall nichts zu tun, betonte der Jurist. Der Unfallfahrer habe ihm ungefähr gesagt: "Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben anstelle der anderen Menschen."

Polizei und Staatsanwaltschaft in Südtirol ermitteln weiter zu den Umständen der Alkoholfahrt. Der Mann verursachte den Tod von sechs Menschen im Alter um die 20 Jahre, weitere elf wurden verletzt. Eine Person kämpfte im Krankenhaus in Innsbruck ums Überleben.

Zum tragischen Unfall: Der 27-Jährige, der aus der Region stammt, war Sonntag früh gegen 1.15 Uhr mit seinem Wagen in die Reisegruppe aus Deutschland gerast. Nach einem Discobesuch war die Gruppe Jugendlicher wieder mit einem Bus zur Unterkunft gefahren. Der "Nightliner" wurde eigens dafür eingerichtet, Jugendliche am Wochenende sicher nach Hause zu bringen. Die jungen Leute im Alter zwischen 20 und 25 Jahren waren gerade ausgestiegen und hätten gerade noch 100 Meter zu ihrer Unterkunft zurückzulegen gehabt. Der Busfahrer versuchte noch, den Unfalllenker mittels Lichtsignalen zu warnen, konnte die Tragödie aber nicht verhindern. Manche der Opfer wurden 20 bis 30 Meter durch die Luft geschleudert. Den Ersthelfern bot sich ein Bild des Grauens.

Angehörige und Botschafter eingetroffen

Bei den Todesopfern handelt es sich um drei Männer und drei Frauen aus Nordrhein-Westfalen. Elf weitere Personen wurden verletzt, vier davon schwer. Inzwischen sind die ersten Angehörigen und der deutsche Botschafter im Ahrntal eingetroffen. Die Leichen wurden bereits freigegeben. Da die Todesursache klar sei, habe man keine Autopsie angeordnet, so die Staatsanwaltsschaft Bozen.

Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen umgehend auf und hat noch am Sonntagvormittag einen Lokalaugenschein an der Unfallstelle vorgenommen. Der Lenker soll mit 1,97 Promille alkoholisiert gewesen sein. Alles deute darauf hin, dass er auch zu schnell unterwegs war. Dies soll über ein Expertengutachten geklärt werden. Dem 27-Jährigen werden laut Aussendung mehrfache Tötung im Straßenverkehr sowie schwere Körperverletzung zur Last gelegt. Anders als in Deutschland gilt in Italien Alkohol als erschwerender Umstand und führt zu einer Erhöhung der Strafe - dem 27-Jährigen drohen bis zu 18 Jahre Haft. Er soll - sobald dies möglich ist - ins Gefängnis nach Bozen überstellt und dem Haftrichter vorgeführt werden.

Der schwere Verkehrsunfall hat in und weit über Südtirol hinaus tiefe Bestürzung ausgelöst. Unter anderem zeigten sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der italienische Miinisterpräsident Giusepe Conte (parteilos) in Stellungnahmen tief betroffen und sprachen den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl aus.

(APA)

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