Kritik

Volksoper: „Carmen“ in überhöhter Geschwindigkeit

(c) Barbara Pálffy/Volksoper Wien
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Bizets Musik zündet nicht, wenn man nur das Tempo anzieht.

Sevilla am Währinger Gürtel: Das klingt frivoler als es je auf einer Bühne passieren könnte. Dabei ist es doch ein kühnes bis freches Unterfangen, eine abgespielte, unansehnliche, platte „Carmen“-Inszenierung wiederbeleben zu wollen. Für eine solche „Wiederaufnahme“ fehlen an der Volksoper viele Voraussetzungen. Von der Premiere, 1995, blieb doch lediglich in Erinnerung, dass Bertrand de Billy explosiv, fesselnd dirigierte. Guy Joostens Inszenierung wurde in der Folge nicht rechtzeitig entsorgt, heute beschränkt man sich auf langweilige Arrangements von Schablonen statt Charakteren.

Das Drama über Liebe, Freiheit, Eifersucht und Mord findet erst gar nicht statt; es scheint sich niemand gefunden zu haben, das szenisch zu erarbeiten. Stattdessen wurde an allen Ecken und Enden herumgeschnipselt, besonders in den Dialogen. Bizets zündende Musik kann da nicht viel helfen, denn unter der hektischen Leitung von Anja Bihlmaier leiden Atmosphäre wie Effekte. Andauernder Hochdruck überzogener Tempi gebiert den Eindruck von Hektik und Flucht vor Gefühlen. Das oft unter seinem Wert geschlagene Volksopernorchester erweist sich als Fels in der Brandung, bewahrt Haltung in der Tempobolzerei und gewährleistet mit sauberen Leistungen in allen Gruppen einen geregelten Ablauf.

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