Kolumne. „20 Prozent Umsatzwachstum im Bestandsgeschäft, fünf Prozent bei Neukunden!“ In seiner Budgetpräsentation visionierte der Geschäftsführer das Blaue vom Himmel. Doch seine Euphorie schwappte nicht über.
Die Abteilungsleiter staunten über solche Wunderzahlen. Der Geschäftsführer hatte sie allein in seinem Elfenbeinturm ausgetüftelt, die Abteilungsleiter waren nicht eingebunden. Zu zeitaufwendig, fand er. Sie wurden informiert und „eingeladen, Feedback zu geben.“
Die Abteilungsleiter stellten kritische Fragen. Die stießen auf taube Ohren. „Ihr müsst euch eben nach der Decke strecken.“ Der Geschäftsführer war unerbittlich.
Schließlich meinte er: „Ihr habt alle Freiheiten, eure Abteilungen so auszurichten, dass ihr die Ziele erreicht. Ich werde euch nicht mikro-managen.“ Er war stolz auf das zeitgeistige neue Wort, das er aufgeschnappt hatte.
Die Abteilungsleiter befanden kollektiv das Budget als unrealistische Wunschvorstellung. Sie nahmen es nicht ernst. In den monatlichen „Performance Reviews“ klaffte dann auch eine riesige Lücke zwischen Soll und Ist. Mitte des Jahres kam es zum Eklat. „Soll ich etwa mein Budget über Bord werfen?“, blaffte der Geschäftsführer. „Ja“, antworteten die Abteilungsleiter.
Die im Übrigen ganz zufrieden waren. Sie hatten die Ergebnisse gesteigert – realistisch und ambitioniert. Sie hatten sich „alle Freiheiten“ genommen - und sie genutzt. Das waren „ihre“ Ergebnisse, dahinter standen sie.
Der Geschäftsführer war nicht dumm. Er begriff, dass er seine Leute überfahren hatte. Beim nächsten Budgetprozess band er sie ein. Da kamen sie dem ersten Budget schon recht nahe.
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